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Buch
Norden.
Jahrhundert.
Flandrer.
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grössten Fleiss vergegenwärtigt; auf die bisherigen Gold-
gründe folgt hier auf einmal ein sorgfältig abgetöntes Him-
melblau mit naturwahrem Gewölk; der Baumschlag ist theil-
weise, z. B. bei Palmen, Orangen, Cypressen vollkommen
durchgeführt (etwa. nach Johanns portugiesischen Studien)
und selbst in den übrigen Bäumen minder conventionell als
bei irgend einem Schüler; die bemoosten Felsen sind ganz
deutlich einem Kalkgebirge entnommen; selbst die Pferde-
spuren auf dem Wege sind bis in's Kleinliche nachgeahmt.
Hierin und in einer gewissen Ueberfülle und Zerstreutheit
der landschaftlichen Gegenstände haben diese grossen Künst-
ler dem allgemeinen Gesetz der Kunstgeschichte ihren Tri-
but bezahlt dass neue Richtungen mit Schärfe und Ueber-
treibung aufzutreten pflegen.
Die Aussenseiten der oberen Flügelbilder stellen, wie
bereits bemerkt, die Verkündigung Maria dar, und zwar so,
dass sich auf den äusseren, breiten Bildern (den Rückseiten
der singenden und musicircnden Engel) die Gestalten des
Engel Gabriel und der Maria befinden, auf den inneren,
schmaleren Bildern (den Rückseiten von Adam und Eva) eine
Fortsetzung des Gemaches der Maria dargestellt ist. Hier
sind, wie es sehr häußg bei den Aussenbildern grösserer"
Altarwerke der Fall war, die Farben mehr eintönig gehalten,
so dass die grössere Fülle und Pracht derselben zur um so
würdigeren" Ausschmückung des. Inneren verwandt blieb.
Der Engel und die heilige Jungfrau tragen weite weisse
Gewande, doch sindidie Flügel des Engels mit zartschillern-
den Farben geziert. Die Köpfe sind fein gemalt und nicht
unedel. Mit grosser Naturwahrheit sind die in dem Zimmer
befindlichen Gerathschaften dargestellt, so auch die Aussicht
durch die Arkade, welche den Hintergrund des Zimmers
bildet, auf die Strassen der Stadt. (in deren einer man eine
Strasse von Gent erkennt). In den Halbkreisen, womit
diese Tafeln nach oben abschliessen, befinden sich rechts und
links die Brustbilder zweier Propheten, würdige Köpfe, in
der Körperbewegung jedoch, namentlich der Zaeharias, etwas
steif und ungenügend; in der Mitte {jenen grau in grau ge_