Volltext: Franz Kugler's Handbuch der Geschichte der Malerei seit Constantin dem Großen (Bd. 2)

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Buch IV. 
Norden. 
XV. Jahrhundert. 
Flandrer. 
ä. 218 
über der Brust mit einer reichen Agrafe zusammengehalten 
wird, ebenmässig von beiden Schultern herabfliesst und in 
schönen Falten über die Füsse geschlagen ist. Hinter der 
Gestalt, bis zu ihrem Haupte, erhebt sich eine grüne Tapete 
mit dem Goldmuster eines Pelikans (eines bekannten Sym- 
boles des Erlösers); hinter dem Haupte ist Goldgrund, da- 
rauf im Halbkreise drei Sprüche, die wieder den Dreieinigen 
 als Alhhächtigen, Allgütigen und als freigebigsten Ver- 
gelter  bezeichnen.  Aehnliche Hoheit gewahrt man in 
den beiden andern Gestalten des Mittelbildes, welche beide, 
in heiligen Büchern lesend, dem Herrn zugewandt sitzen; 
Johannes in dem Charakter einer milden, fast weichen Schwär- 
merei; Maria in dem Ausdrucke stiller Anmuth und einer 
Reinheit der Gesichtsbildung, die den besten Erzeugnissen 
italienischer Kunst nahe kömmt. 
Die oberen Mittelbilder hält man, zum grössern Theile 
wenigstens, für ein Werk des Hubert und nimmt die, wenig- 
stens vorherrschende weichere Behandlungsweise, den tieferen, 
mehr bräunlichen Ton derselben als ein charakteristisches 
Merkmal der Technik dieses Künstlers an. Die Seitenflügel 
mit den singenden und-musicirenden Engeln dagegen werden 
dem Johann zugeschrieben, indem sie dieselbe grössere Be- 
stimmtheit und Schärfe zeigen, welche den unabhängigen 
Werken des letzteren eigen ist. Auf dem Flügel zur Seite 
der Maria stehen acht Engel singend vor einem Notenprllte; 
sie sind als Chorknaben dargestellt, geschmückt mit präch- 
tigen Messgewändern und Kronen. Der Glanz der edlen 
Steife und Steine ist mit vollendetster Meisterschaft wieder- 
gegeben, das vNotenpult aufs Zierlichste mit gothischen Or- 
namenten und Figuren geschmückt; auch die Gesichter haben 
viel Ausdruck und Leben; doch ist hier über dem Bestreben 
einer möglichst sorgfältigen Naturnachahmilng, welche sogar 
die verschiedenen Stimmen des doppelt besetzten Quartetts 
mit grösster Sicherheit unterscheiden lässt, der Hauch einer 
höheren Heiligung bereits verloren gegangen, Auf dem an- 
dern Seitenflügel ist eine Orgel, davor ein ähnlicher Engel. 
(wenn nicht vielleicht. die heil. Cäcilia) sitzt, der sinnig und
	        
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