Volltext: Franz Kugler's Handbuch der Geschichte der Malerei seit Constantin dem Großen (Bd. 2)

g  
218. 
Die 
Van Eydk. 
Das 
Genter 
Altarw erk. 
363 
Vordergrund der Brunnen des Lebens, in der Ferne die 
Thürme des himmlischen Jerusalem. A-ndre ziehen auf den 
Flügelbildern zur Verehrung des Lammes heran; zur Linken 
diejenigen, die durch weltliches Handeln für das Reich des 
Herrn gewirkt, die Streiter Christi und die gerechten Richt- 
ter; zur Rechten dieß, welche durch Entsagung und Ent- 
äusserung des Irdischen geistig gewirks, die heiligen Ein- 
siedler und Pilger, Ein Untersatzbild, welches das Fegefeuer 
darstellte, beschloss das_Ganze. Ein grosser Gedanke, der 
Gedanke der Versöhnung, der Grundgedanke des Christen- 
thums, ging durch dies reiche Werk, und alles noch so 
mannichfaltig gestaltete Einzelne bezog sich auf diesen einen 
Mittelpunkt. 
Das Werk ist. gegenwärtig zerstreut. Nur die Mittel- 
bilder und die Tafeln mit Adam und Eva: befinden sich noch 
in Gent; das Untersatzbild ist frühe verdorben und verloren; 
die andern Gemälde sind eine der vorzüglichsten Zierden der 
Galerie des Berliner Museums. 
Die drei Gestalten des oberen Mittelbildes zeigen? in 
ihrem Entwurf noch die Würde und statuarische Ruhe jenes 
früheren Styles; auch sind sie auf Tapeten- und Goldgrund 
(wie durchweg in der früheren Zeit Sitte war) gemalt. Aber 
sie vereinen mit dem typisch Ueberlieferten bereits eine 
glückliche Belebung und Unmittelbarkeit der Darstellung; 
sie stehen an der Grenzschcide zwischen zwei verschiedenen 
Stylen, und aus dem Trefflichen beider bilden sie ein eigen- 
thümliches, höchst ergrcifendes Ganze. Alterthümlich ernst 
und feierlich sitzt die Gestalt des himmlischen Vaters' dem 
Beschauer gerade zugewandt, die rechte Hand zum Schwure 
des neuen Bundes erhoben, in der linken ein krystallenes 
Scepter; das Haupt mit der dreifachen Krone, zum Zeichen 
der Dreieinigkeit bedeckt. Die Züge des Gesichts sind denen 
nachgebildet", welche die alte Tradition der Kirche Christo 
zuschreibt, mit grossem Adel und Ebenmaass, und doch ohne 
ein eigentlich naturalistisches Bestreben; der Ausdruck ist 
maclitvoll und leidenschaftlos. Das umgürtete Gewand des 
Herrn hat eine volle rothe Farbe; ebenso der Mantel, der
	        
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