Volltext: Franz Kugler's Handbuch der Geschichte der Malerei seit Constantin dem Großen (Bd. 2)

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Buch IV. 
Norden. 
Jahrhundert. 
Flandrer. 
ä. 218. Das berühmteste Werk beider Brüder ist das 
grosse Altarwerk, welches von ihnen für die Kirche des hei- 
ligen Johannes (gegenwärtig St. Bavo) zu Gent gemalt und 
am 6. Mai des Jahres 1432 vollendet wurde?) Hubert, der 
ältere, ist, der erhaltenen Inschrift zufolge, der Erfinder des 
Ganzen; er starb jedoch bereits während der Arbeit und liegt 
(wie auch die Schwester Margaretha) in derselben Kirche 
begraben.  Es war ein aus vielen Tafeln bestehendes Werk: 
zwei Hauptbilder, das eine über dem andern, und jedes mit 
doppelten, aussen und innen bemalten Flügelbildern versehen. 
Waren die Flügel geschlossen, so erblickte man oben die Ver- 
kündigung Mariä, die Verheissung der Erlösung für das sün- 
dige Geschlecht; unten grau in grau gemalt, die Statuen der 
Schutzpatrone des Doms, Johannes des Täufers und Johannes 
des Evangelisten; zu ihren Zeiten die knieenden Bildnisse der 
Stifter des Gemäldes, des Genter Patriciers J udocus Vyts und 
seiner Gemahlin Lisbette. Oeffncten sich die Flügel (was 
aber nur an Festtagen geschah), so sah man auf dem oberen, 
aus drei Tafeln bestehenden Mittelbilde den dreieinigen Gott, 
den König des Himmels und der Erde, zu seinen Seiten die 
heil. Jungfrau und den Täufer Johannes; auf den Flügel- 
bildern Engel, welche mit Gesang und heiliger Musik das 
Lob_des Allerhöchsten verkünden; zuäusserst Adam und Eva, 
als die Repräsentanten der versöhnungsbedürftigen Mensch- 
heit. Das untere Bild zeigt das Lamm der Offenbarung, 
dessen Blut in einen Kelch fliesst, darüber die Taube des 
heil. Geistes; das Lamm wird von Engeln angebetet, deren 
einige die Leidens-Instrumente tragen; Avier zahlreiche Grup- 
pen treten von den Seiten herzu: die heiligen Märtyrer und 
lllärtyrerinnen, der weltliche und der geistliche Stand; im 
99) Waagen: „Ueber das von den Brüdern H. und J. van Eyck zu 
Gent ausgeführte Altarggexnälde"; im Tübinger Kunstblatt, 1824, N0. 
23 bis 27.  Uebersetzt etc. als Notice sur le chef-dloeuvq-e des fräres 
van Eyck, trad. de lbillemand; augmentäe de iwtee inädites sur la 
wie et sur les ouvrages de ces cäläbres pcintres, pur L. de Bast. 
Gand, 1825. Van Eycks Altar von Gent (Photographien) mit Text 
von Hotho, Berlin G. Schauer.
	        
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