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Hubert
und Johann
VßD
Eyek.
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vorzüglichsten Arbeiten in brüderlicher Eintracht zusammen-
wirkten.
Es erhellt ferner aus gewissen Partieen in einzelnen
Werken der Brüder van Eyck, dass eben sie selbst noch an
der Grenze des Ueberganges stehen, indem sie in einzelnen
Gestalten noch das statuarisch Feierliche und Hochwürdige
jenes früheren Styles beibehalten und nur die vorgefundenen
Motive lebendiger durchgebildet haben. Diese Gestalten (die
ohne Ziveifel dem älteren Bruder, dem Hubert, zuzuschreiben
sind, während der jüngere, Johann, mehr der unabhängigen
Nachbildung natürlicher Erscheinungen nachzugehen scheint)
geben ihren gemeinschaftlichen Arbeiten jene Hoheit und
Grösse , Welche ihre Schüler und Nachfolger nicht mehr,
erreicht haben. Ja aus der Darstellung gewisser Nebendinge
geht hervor, dass selbst zu ihrer Zeit und in ihrer Umge-
bung jener ältere Styl noch vollkommen in Anwendung sein
rnusstefi)
Hubert van Eyck ist um das Jahr 1366 geboren und 1426
gestorben ; J ohann's Geburtsjahr fällt ungefähr gegen 1400,
er starb 144.5. Als der Geburtsort beider Brüder wird die
kleine Stadt Maaseyck genannt; ihr nachmaiiger Wohnort
war Brügge, welche Stadt gerade in jener Zeit den höchsten
Gipfel ihrer Blüthe erreicht hatte. Johann war der Schüler
seines Bruders; auch ihr Vater soll ein Maler gewesen sein;
ebenso wird auch ihre Schwester Margaretha als eine vor-
zügliche Künstlerin gerühmt. An Philipp dem Guten, der im
Jahre 1419 die Regierung als Herzog von Burgund und Graf
von Flandern antrat, fand Johann einen hohen Gönner und
ward von ihm zu seinem Kammerjunker ernannt. Philipp
sandte ihn u. a. 1428 nach Portugal, um die mit ihm verlobte
Prinzessin Elisabeth zu malen.
i) S0 sieht man z. B. in der Gruppe singender Engel auf dem
unten besprochenen Bilde, und zwar in der Stickerei des Messgewandes,
welches der vorderste Engel trägt, noch kleine Darstellungen, eine
Madonna mit dem Kinde und einen Christus, die ganz in dem früheren
Style ausgeführt. sind, ähnlich der grosse goldne Knopf, welcher das
ällessgewand des zweiten Engels izusammenhält, mit der Relieiligur
' risti.