Volltext: Franz Kugler's Handbuch der Geschichte der Malerei seit Constantin dem Großen (Bd. 2)

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Buch III. 
Italien. 
XVI. Jahrhundert. 
M anieristen. 
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von Venedig mit Paul Veronese und den bessern Werken 
seiner Zeitgenossen eine zweite Jugend.  
Gleichzeitig und später wirkten nun die im Folgenden 
zu betrachtenden Künstler.  Bei den Illorentinern galt 
vor Allem die Nachahmung Michelangelds, dessen Gross- 
artigkeit imponirte, dessen gewaltigen Geist zu begreifen 
jedoch viel mehr als blosse Copisterei erforderlich ist. Dazu 
kam, dass Florenz fast nur Sculpturen Michelangelds besitzt, 
die grösseren Theils schon nicht frei von einem gewissen 
affektirten Wesen sind, und dass die Florentiner nach diesen 
studirten und deren, durch gewaltsame Bewegungen motivirte 
Musculatui- sich anzueignen suchten, ohne dabei von den 
erforderlichen theoretischen Kenntnissen Llnterstützt zu sein. 
S0 geiiethen sie. in manniehfztche Irrthümer, senkten die Mus- 
kein bald an unrechter Stelle ein, zeichneten sie bald gleich 
in Bewegung und Ruhe, an kräftigen wie an zarten Körpern 
u. s. w. Mit dieser verineinten Grossa-rtigkeit des Styles 
zufrieden, kümmerten sie sich wenig um das Uebrige. Auf 
manchen ihrer Bilder findet man eine Menge Gestalten über- 
einander, man weiss nicht, auf welcher Fläche, nichts sagende 
Figuren, halbnackte Modellakte u. dgl. Matte Eirben, ober- 
fläehlich leichter Auftrag und mangelhafte Rundung traten an 
die Stelle der früheren energischen Ausführung. Die bedeu- 
tenderen unter ihnen sind: 
Giorgio Vasari aus Arezzo (1512-1574). Ein viel- 
seitiger Künstler, Historienmaler und Architekt; er stand 
vielen Bauten vor und leitete, was zu deren Ausschmückung 
gehört. Florenz, Arezzo, Rom, Neapel sind reich an Wer- 
ken seiner schnell fertigen Hand. In Rom hatte er einen 
hauptsächlichen Antheil an der Ausschmückung der schon 
erwähnten Sala Regia des Vaticans, wo ehemals die Päpste 
den fremden Gesandten Audienz gaben. Wie einst. in den 
Stanzen desselben Pallastes wurden auch hier wieder Siege 
u. a. Erfolge der Kirche dargestellt, aber nicht mehr durch 
geistvolle Symbolisirung und Anspielung, sondern in unmittel- 
bar lastender Wirklichkeit, in grossen überladenen Schlach- 
ten und Ceremonienbildern. Statt seiner vielen andern uner;
	        
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