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Buch III,
Italien.
Jahrhundert.
XVI.
Manieristen.
Luxus. Da man nun die Vollendung solcher Arbeiten mög-
lichst bald" und ohne allzugrosse Geldopfer erleben wollte, da
man in Betreff der Darstellung sich mit sachlichen
ziehungen historischer wie allegorischer Art begnügte, ohne
auf das Höhere und Ewige des wahren Kunstwerkes Bedacht
zu nehmen, so erhielt das leichte handfertige Talent vor dem
tiefern und nachhaltigem in der Regel den Vorzug. Es ist
betrübend anzusehen, wie nunmehr Künstler und Besteller
einander gegenseitig immer mehr demoralisiren, wie der erstere
ein Hofmann und Intrigant, der letztere ein launenhafter Ge-
bieter wird's). Die ungeheuersten Unternehmungen werden
jetzt in kurzer Frist durchgeführt; „wir malen", sagt Vasari,
"sechs Bilder in einem Jahre, während die frühern Maler zu
einem einzigen Bilde sechs Jahre bedurften", was für Riesen-
bilder aber hiemit gemeint sind, zeigt die Sala Regia im
Vaticnn und der grosse Saal im Pallast zu Florenz. Er fügt
noch ganz naiv hinzu: „und doch werden dic Gemälde weit
vollkommener ausgeführt als früher von den bedeutendsten
Meistern geschah." (Vorrede zum dritten Theil seiner Bio-
graphieen.) Laut seinen Briefen brauchte er bei dem Bilde
der Seeschlacht von Lepanto seine Hände, als wäre er selbst
im Handgemenge mit den Türken (Gaye, Cartegg. S. 315);
er wird alle Tage mehr seiner Gottesgabe inne,'und je mehr
er im Galopp (sie) arbeitet, desto leichter und kühner geht_
es vorwärts (S. 363) u. s. W. So dachten die meisten
Lieblingskünstler jener Zeit, und wenn man sie selbst in die-
ser Schnellmalerei für oft ganz unwürdige, von augenblick-
licher Laune vorgeschriebene Zwecke dennoch hie und da
bewundern muss, so ist diess nur ein Zeugniss mehr für die
Grösse der vorhergegangenen Periode. Es war übrigens
unvermeidlich, dass der Verderb von der monumentalen
Malerei aus auch die Staffeleibilder ergriff, ja die 1612-
tern sind durch die Verbindung der innern Nichtigkeit mit
einer sorgfältigen Ausführung oft noch widriger in der W ir-
Vgl. Rumohr,
Ital.
Forsch.
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