213.
Jacopo
Bassano
ulild
seine
Söhne.
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kann nicht auffallen. Ein Greis im Berliner Museum, eine 1-
reichgeputzte Matrone in den Studj zu Neapel würden 2.
Tintoretto alle Ehre machen. Üebrigens sind auch einzelne
heilige Darstellungen vorhanden, in welchen der Künstler eine
grössere Würde und schönere, edlere Formen entwickelt; so
z. B. die trauernden Marien, in der Villa Chiswick bei Lon- 3;
don; eine Kreuztragung in der Galerie zu l-lolkham (N0r- 4-
folkshire); ein Christus am Kreuz {im Berliner Museum etc. 5-
Weit zahlreicher kommen indess jene genrehatten Bilder
vor. Es sind meist Zimmergemälde von verschiedenen
Dimensionen, die, wie gesagt, wenigstens in den ital. Galerieen
nirgend fehlen. Doch ist nicht Alles der Art von ihm. Er
hatte eine förmliche Fabrik für diese Darstellungen errichtet,
darin ihn seine vier Söhne, eingeübt in seine Manier, unter-
stützten. Zwei von diesen, Francesco und Leandro
Bassano, zeichneten sich auch in eigenthümlichen Compo-
sitionen, vornehmlich kirchlicher Gegenstände, aus, ohne jedoch
in der Regel sonderlich Bedeutendes zu leisten. Eins der
besten eigenthümlichen Werke Francescds befindet [sich unter
den Deckengemiilden des Dogenpallastes von Venedig (Sala 6.
dello scrutinioyund stellt die Einnahme von Padua zur Nacht-
zeit vor; eine Himmelfahrt über dem Hochaltar in S. Luigi de 7-
Francesi zu Rom ist wenigstens nicht unwürdig. Von Leandro
sieht man ein tüchtiges Gemälde der Dreieinigkeit in der 8.
Kirche S. Giovanni e Paolo zu Venedig; dann in der Aka-
demie (wiederholt in den Studj zu Neapel) eine Auferweckung 9.
des Lazarus, in welcher die Figuren zwar etwas mechanisch
übereinander geschichtet, aber im Ganzen schön gemalt. und
voll Ausdruck sind. Ihr Staunen bezieht sich allerdings nur
auf Lazarus, nicht auf Christus, eine Bemerkung, die wir hier
anknüpfen, weil von gar manchem Bild dieser spätern venetia-
nischen Schule etwas Analoges gilt. Ueber der handfesten
Praxis, über dem Vertrauen auf die Unerschöpiiichkeit des
Naturalismus hatte man es allmälig verlernt, die höchsten
geistigen Beziehungen an jedem Gegenstande herauszufühlen
und hervorzuheben.