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Buch III.
Italien.
XVI . Jahrhundert.
Venedig.
Vieh- oder Kupfergeräthmärkte, u. dgl. darstellte, bald auch
die menschlichen Figuren ganz wegliess und Höfe mit Thieren
und Ackerwerkzeug, Geräthschaften der Küche,-also förm-
liche Stillleben, malte. Diese Darstellungen zeigen im
Ganzen wenig Mannichfaltigkeit der Erfindung; wenn man
einige der Art gesehen hat, so kennt man so ziemlich den
ganzen Vorrath, der über alle Galerieen zerstreut ist; auch
die Gesichter der dargestellten Personen sind insgemein die-
selben, wie er z. B. eine seiner Töchter bald als Königin von
Saba, bald als Magdalena, bald als Bäuerin, welche Hühner
in den Stall trägt, gemalt hat. Besonders kenntlich machen
sich seine und seiner Schule Werke durch das geflissentliche
Verstecken der Füsse, wozu hauptsächlich jene Viehheerden
und Geräthschaften (alte Töpfe, Kessel uddgl.) in Anspruch
genommen Werden. Üebrigens tritt sowohl jene mehr launige,
wie jene gcmüthlichere Auffassungsweise, welche der niedrigen
Genremalerei ihren besonderen Reiz geben,iin den Bildern
des Bassano noch wenig hervor; so ist z. B. das sonst recht
gute "Familienconcert", in den Uffizien, im Verhältniss zu
seiner Formenauffassilng viel zu ernstlich genommen. Bassano
beschränkt sich auf eine derbe, kecke Nachahmung nahe-
liegender Gegenstände, die er jedoch mit einer bisweilen
geistreichen Gruppirung, mit einer reichen, phantastisch leuch-
tenden Landschaft, und insbesondere mit einem anziehenden
Spiel der Lichter und Farben zu verbinden weiss. In
letzterem besteht das Hauptinteresse seiner Bilder; seine Far-
ben leuchten in einer wunderbaren Kraft wie Edelsteine,
besonders die grünen, die bei ihm einen ganz eigenthümlichen
Glanz entwickeln; seine Lichter sind scharf und fallen mit
einer gewissen Keckheit auf die Gegenstände, so dass sie an
den Figuren fast nur, wo sich Winkel bilden, an den Schul-
mm, am Knie, am Ellbogen, angebracht sind. Demgemäss
zeigt auch seine Pinselführung eine eigne geistreiche, etwa
mit Rembrandt zu vergleichende Manier, die in der Nähe
wie ein verworrener Auftrag aussieht, von fern aber eigentlich
den Zauber seines Colorits, begründet. Dass auch bei ihm
das Portrait durchschnittlich zu den bessern Leistungen gehört,