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Buch III.
Italien.
XVI.
Jahrhundert.
Venedig.
mit den Gästen hufeisenförmig zusammengestellt; letztere
nach der Sage fast lauter Portraits von Zeitgenossen in pracht-
vollen Gewändern, so dass Christus und Maria, hinten am
Tische, zwei schon an sich unbedeutende Figuren, gänzlich
daneben verschwinden. Diener mit prachtvollen Krügen im
Vordergrunde, zuschauendes Volk auf erhöhter Balustrade und
den Logen und Dächern der fernern Häuser. Das merk-
würdigste sind vorn, in der Mitte, die um einen Tisch grup-
pirten Musikanten , zum Theil ebenfalls Bildnisse; Paul
Veronese spielt Violoncell, Tintoretto ein ähnliches Instrument,
der greise Tizian in rothem Damastgewande den Contrabass.
15.- Eine andere etwas kleinere Darstellung desselben Gegen-
standes, reich an neuen, geistvollen Motiven, in der Brera zu
15- Mailand; eine dritte in der Dresdner Galerie. An Grösse
und Reichthum, doch nicht an Werth steht dem Bilde des
17-L0uvre am nächsten das Gastmahl des Levi, in der Akademie
zu Venedig (früher im Refectorium von S. Giovanni e Paolo),
eine ähnliche riesige Prachtcomposition unter einer luftigen
Bogenhalle, welche das Ganze in drei Gruppen theilt, mit.
einer freien Stadtaussicht. Christus und die Haupthandlung ist
auch hier wieder Nebensache; dagegenfinden sich ergötzliche
Episoden: die Hellebardiere, welche auf der Treppe hastig
ihr Theil heruntertrinken, der Maggiordom, der mit einem
18- Mohren spricht, u. dgl. m. Christus an der Tafel Simons
des Pharisäers, Während Magdalena ihm die Füsse wäscht,
ein anderes, nicht viel minder gigantisches Bild des Louvre,
ist in der Anordnung einfacher als andere Bilder dieser Art
und durch. schöne Charakterköpfe ausgezeichnet, namentlich
19. durch einen sehr edeln Christus. Eine andere Darstellung in
der Brera zu Mailand, eine dritte im Pallast Marcello Durazzo
20- zu Genua (jetzt vielleicht in der dortigen öffentlichen Samm-
lung). Auch das Gastmahl in Emmaus kömrnt öfter vor,
z. B. im Louvre und in der Dresdner Galerie. Nach
Paolo's Tode fertigten auch seine Erben nach seinen Mo-
tiven solche Gastmahlsbilder, freilich ohne die echte Fülle
des Daseins , Welche den Grundton seiner Originalwerke-