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Veronesds
Gastmähler.
Schüler.
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Wasser heraus. Von den Deckenbilticrn der Kirche ist
Ahasver, der die Esther krönt, umgeben von Hofieuten und
Damen, das Beste. Wie bei allen Deckengemälden Paolds
und seiner Schule ist. die seit Coreggio immer allgemeiner
gewordene Untensicht beobachtet, wobei freilich grosse breite
Schenkel in weiten Gewändern den meisten Raum einneh-
men. Andere gute historische Bilder, worin hie und dato.
jene mehr novellistische Richtung sehr glücklich hervortritt,
finden sich in der Brera zu Mailand (eine Taufe Christi, eine
grosse Anbetung der Weisen), in der Dresdner Galerie (die11.
Findung Mosis, der Hauptmann von Capernaum, etc.) 12.
u. a. a. 0., namentlich in der Galerie von Turin. In manchen
Compositionen fehlt freilich das, was 'fast bei allen venetia-
nischen Malern ungenügend ist, die strenge Zusammenfassung
der Beziehungen auf die Haupthandlung, die strenge Gruppen-
bildung; allein dieser Vorzug war damals auch in der römi-
schen Schule im Absterben begriffen. Hier müssen wir die
wahrhaft zahllosen mythologischen und allegorischen Bilder
Wenigstens erwähnen, womit Paolo in seinen letzten Jahren
hauptsächlich im Dogenpallast Decken und Wände versah. 13.
Wenn man darin, bei vielem Schönen, die höhere Reinheit
der Form und Tizians edle Sinnlichkeit vermisst, so vergesse
man nicht, dass ein Theil der Schuld die Besteller trifft,
welche dem Stande der damaligen Bildung gemäss in Allegorien
auf alles Mögliche ganz unersättlich waren, und dadurch den
Künstler nöthigten, sich durch naturalistischen Humor u. dgl.
frisch zu erhalten. Immerhin ist ausser dem bekannten Raube
der Europa im Anticollegio auch die vom Ruhm gekrönte
Venezia, an der Decke des Saales del maggior eonsiglio, in
einer Art und Weise dargestellt, welche den Beschauer wie
eine heroische Musik ergreift.
Der grösste Ruhm Paolds beruht allerdings auf seinen
meist kolossalen Darstellungen festlicher "Mahlzeiten. Das
bekannteste dieser Bilder ist die Hochzeit von Cana, imli,
Louvre (früher im Refectorium von S. Giorgio maggiore zu
Venedig), 80 Fuss breit und 20 Fuss hoch. Ein glänzender
Hof mit majestätischen Säulenhallen umgeben; die "fische
Kugler Malerei II. 22