326
Buch III.
Italien.
XVI.
Jahrhundert.
Venedig.
4. der in der Akademie vorhandenen, eine Madonna mit Hei-
ligen, ein sehr anmuthvolles und würdiges Bild ist. Üngleich
5, Weniger bedeutend ist sein vielgerühmter S. Lorenzo Giusti-
niani, von andern Heiligen umgeben, ebendaselbst (früher
in S. M. dell' Orte)? In Betreff der hie und da etwas ge-
sucht grandiosen Form und Ausdrucksweise möchte man Por-
denone hier den Fra Bartolommeo seiner Schule nennen.
6- Grössere Compositionen von ihm sieht man namentlich in
der Kirche S. Rocco zu Venedig: Heilige und Gruppen
Hülfsbedürftiger zu ihren Seiten; hier ist mehr Leben und
Bewegung, doch im Einzelnen auch schon Hinneigung zur
Manier. Noch vieles Andre ist in Venedig und an ver-
schiedenen Orten der Lombardei vorhanden; eine wunder-
7. schöne Herodias im P. Borghese zu Rom. Seine angeklagte
8. Ehehrecherin im Museum von Berlin erfreut sich grossen
Rufes und ist. wenn auch nicht durch Handlung und Affekt,
so doch durch höchst treffliche Charakterköpfe ausgezeichnet.
9- In dem Landsitz Burleighhouse (Northamptonshire) befin-
den sich von ihm zwei grosse Bilder, die Findung Mosis
und die Anbetung der Könige, dort irrig dem Tizian und
dem Bassano zugeschrieben; es sind reiche Compositionen
10. von edler Aufführung. Dagegen scheint eine Fusswaschung
im Berliner Museum (wenn überhaupt echt) aus spätester
Zeit herzustammen; das Factum ist hier schon sehr äusser-
lich aufgefasst und die Darstellung etwas flüchtig"
Schüler und Verwandter des Pordenone war Bernar-
dino Licinio, ein Künstler von ähnlicher Richtung, aber
lLrneist nicht so edel in den Köpfen. In der Kirche S. M.
de' frari zu Venedig befindet sich von ihm u. a. ein gutes
12- Altarbild. Das Berliner Museum besitzt treffliche Portraits und
Andres von seiner Hand. Andre Schüler: Calderari, ein
treiflicher Nachahmer des Pordenone, und sein Schwiegersohn:
Pomponio Amalteo; von diesem in Ceneda (bei Belluno)
ein treffliches Frescobild (Trajan und die Wittwe).
Ein zweiter, ebenfalls im Fache des Portraits ausge-
zeichneter Künstler, Paris Bordone (1500-1570), ging
Wiederum einen eigenthümlichen Weg. Er bildete sich be-