Volltext: Franz Kugler's Handbuch der Geschichte der Malerei seit Constantin dem Großen (Bd. 2)

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Buch III. 
Itali en, 
XVI. Jahrhundert. 
Tizian. 
halber Figur, überaus geistvoll aufgefasst. Im Pallast Üolonna, 
13.zu Rom, Onufrius Panvinius. In Cassel der Marchese del 
V14_Guasto, in ganzer Figur, in phantastischem Drachenhelm und 
purpurner (antikisirender) Kriegstracht, höchst vorzüglich. 
15.1130 Berliner Museum, der Admiral Moro, des Meisters eignes 
im hohen Alter u. s. W.  Endlich ist ein mehrfach als 
Charakteriigur behandeltes Bilduiss zu erwähnen, welches 
Tizians Tochter Lavinia darstellen solll"). Eins der vorzüg- 
16.lichsten Exemplare befindet sich im Museum von Berlin; hier 
hebt das schöne, prachtvoll gekleidete Mädchen eine Schale 
 mit Früchten empor. Wiederholungen: die eine jetzt Wahr- 
llscheinlich in Petersburg (Eremitage  eine andre beim Gra- 
18. fen Grey in London, wo statt jener Früchte ein Schmuck- 
kästchen auf der Schale steht; ein viertes Fxemplar im Königl. 
19. Museum zu Madrid; hier aber ist das Porträt zur historischen 
Darstellung umgewandelt: es ist die Tochter der Herodias, 
die auf einer Schale das Haupt J ohannis des Täufers trägt, 
das Costüm ist freier behandelt, die Stellung leidenschaftlicher 
und das Ganze ein Bild voll der ergreifendsten Poesie.  
20.Auoh in der „Nymphelmit dem Satyr" des Pallastes Barbarigo 
 erkennt man denselben Kopf wieder. 
In seinen spätesten Bildern erscheint Tizian hie und da 
altersschwach; er fuhr bis in sein höchstes Alter zu malen 
fort und wollte es nicht glauben, dass Auge und Sinn mangel- 
 hafter geworden waren. Schon die Fresken aus dem Leben 
21_S. Antons, welche er und seine Schüler in der sog. Scuola 
del Santo in Padua ausfiihrten, scheinen grossentheils Bravour- 
arbeit seines Alters zu sein. Uebrigens ist noch in den aller- 
spätesten Werken des Bewunderungswürdigen genug, des 
eigentlich Störenden nur wenig, indem die Abnahme der 
Kräfte sich in fäerliossenheit der Darstellung, Weniger aber 
in manierirten Formen offenbart. Wie lebendig ist noch jene 
22_ Verkündigung in S. Salvatore zu Venedig! der kecke, trotzig 
schöne Jünglingskdpf des Engels, das Jubeltreiben der Knas 
 ben in ,der himmlischen Glorie können die allerdings sehr 
in 
ü) Uebler diese verschiedenen Darstellungen s. den Aufsatz Kuglefs 
der Zeitschrift: Museum, Blätter für bildende Kunst, 1833, N0. 30.
	        
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