Volltext: Franz Kugler's Handbuch der Geschichte der Malerei seit Constantin dem Großen (Bd. 2)

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Buch III. 
Italien. 
XVI. Jahrhundert. 
Tizian. 
17.1iche Werke. Das eine, „die drei Lebensalter" genannt, stellt 
in schöner Landschaft einen jungen Hirten mit einem reizen- 
den blonden Mädchen auf dem Rasen sitzend vor, er legt ihr 
nachdenklich die Hand über die Schulter, während sie ihn 
mit dem Ausdruck heiliger Unschuld und Treue anblickt, 
seitwärts zwei schlummernde und ein eben erwaclites, geflügel- 
tes Kind, in der Ferne ein Greis, von Todtengebeinen umge- 
ben. Es ist eine der schönsten idyllischen Gruppen neuerer 
Kunst, und der Beschauer fühlt sich iunwiderstehlieh mit in 
den stillen Traum hineingezogen. Die beiden Originale fin- 
18. den sich in der Bridgewater-Galerie zu London und im Pallast 
Manfrini zu Venedig; eine vorzügliche, aber in einem andern 
Geist empfundene Copie von Sassoferrato in der Galerie 
Borghese zu Rom.  In der letztgenannten Sammlung befin- 
19_det sich auch das schöne Bild, welches als "irdische und 
himmlische Liebe" benannt wirdü). Zwei weibliche Gestalten 
sitzen am Rande eines sarcophagartigen Brunnens; die Eine, 
in reicher venetianischer Tracht, mit Handschuhen, Blumen 
in den Händen, neben sich eine zerpflückte Rose, schaut ver- 
schlossen und wie von innerlichem Kampfe bewegt vor sich 
hin; die Andere ist nackt, ein rothes Gewand fällt hinter ihr 
hinab: sie zeigt die reizendsten, zartesten und reinsten Körper- 
formen; mit wunderbar süsser Ueberredung scheint sie zur 
andern hingewandt; neben ihr plätschert Amor im Brunnen; 
.in der Ferne Wiederum eine reiche, glühende Landschaft. 
ä. 207. Endlich ist Tizian einer der grössten Bildniss- 
Inaler aller Zeiten gewesen. Ihm genügte nicht der scharfe, 
gross gefasste, in schönem Styl behandelte Charakter; er gab 
seinen Gestalten auch noch das Gefühl würdevollen Behagens, 
er fasste sie alle zur guten Stunde auf, und hat uns auf diese 
Weise einen Begriff von den alten Venetianern hinterlassen, 
woneben alle Societät der jetzigen Welt arm und klein 
erscheint. So reich und bunt die Tracht hie und da sein 
mag, so zieht doch die edle Fülle des Daseins in der Gestalt 
immer das ganze Interesse auf sich. Vor Allem sind die 
Sollte 
etwa 
und 
"Liebe 
Sprödigkeitz; 
gemeint 
sein?
	        
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