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Buch III.
Italien.
XVI.
Jahrhundert.
Tizian.
Galerie ist noch ein andres zierliches Bild, eine Venus, die
aus dem Wasser aufsteigt und sich die Haare trocknet, neben
8. ihr eine schwimmende Muschel. Venus, die den Adonis von
der Jagd zurückzuhalten strebt, im Museum von Bladrid; ein
zweites Original im Pallast Barbarigo zu Venedig; eine gute
9. Schulcopie in der englischen National-Galerie. Venus, halbe
Figur, der Amor einen Spiegel vorhält, und eine Nymphe,
von einem Satyr umarmt, im Pallast Barbarigo zu Venedig.
10. Im Pallast Borghese zu Rom eine Ausrüstung Amors; er
lässt sich ruhig von Venus die Augen verbinden, während
ein anderer Amorin sich fiüstcrnd an ihre Schulter lehnt. und
zwei Grazien Bogen und Köcher herbeibringen. Obwohl
bereits manierirt und mehr mit Paolo Veronese übereinstim-
mend, zeichnet sich diess Bild durch heitere Lebensfülle und
lLNaivetät aus. U. a. m. Drei herrliche Bilder, welche
Tizian schon im Jahre 1514 für Herzog Alphons von Ferrara
malte, enthalten grössere mythologische Scenen in reicher
Landschaft; zwei davon, die Ankunft des Bacchus auf Naxos
und ein Opfer für die Göttin der Fruchtbarkeit, befinden sich
12. im Museum von Madrid, das dritte, Bacchus und Ariadne,
in der Nationalgalerie zu London. Es ist die reizvollste
poetische Auffassung der Mythe, voll Schönheit und Humor,
in strengern und edlern Formen gefasst, als diess bei den
meisten spätem Werken Tizians der Fall ist. Als viertes
Bild soll das schon erwähnte Bacchanalf Gian Bellini's, mit
Tizians Landschaft, dazu gehört haben. Ein anderes
13.Bacchanal inr-Madrider Museum athmet wiederum jene schöne,
glühende Sinnlichkeit, welche der Einklang des Menschen-
lebens mit dem Naturleben ist. Es ist eine Gesellschaft von
Jünglingen und Mädchen, grossentheils nackt, im Freien zu
bacchischem Gelage versammelt, singend und trinkend, einige
in leichtverschlungenem Reigen; das einzige Absiehtliche ist
eine Bacchantin, welche nackt im Vordergrunde schläft.
14_ Die berühmte Venus del Pardo, im Louvre, eigentlich Jupiter
(als Satyr), welcher das Gewand der schlafenden Antiope
aufhebt, ist nach vielfachen Beschädigungen jetzt hauptsäch-
lich durch die grossartig schöne Landschaft bedeutend.