Mariä
Himmelfahrt.
Die
Grablegung
etc.
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Handlung gemacht. Einer trägt. zu den Häupten, ein andrer
zu den Füssen Christi; Johannes, der dahinter steht, erhebt
Christi Arm. Maria zur Linken, in jammervoller Betrach-
tung, ist im Begriff in Ohnmacht zu fallen; Magdalena um-
fasst sie", ohne aber vom Heilende wegzublicken. Hier ist
die grösste Schönheit der Gestalten, das edelste Pathos der
Bewegung mit dem lebendigsten Affekt und der tiefsten in-
nerlichsten Empfindung verbunden. -Wenn irgend ein vene-
tianisehes Bild auf die spätere Kunst einen Einfluss geübt
hat, so ist es dieses; die edelsten Inspirationen des van Dyck
hängen von diesem wunderbaren Werke ab. Eine Wie-Ü-
derholung desselben Bildes, von beinahe gleicher Schönheit
in der Ausführung, befindet sich im Museum von Paris
Sehr heiter und weltlich liebenswürdig ist das grosseß
Bild der Darstellung Maria im Tempel, jetzt in der Aka-
demie zu Venedig. Eine Menge Volkes, darunter auch Se-
natoren und Procuratoren des heil. Marcus, sehen verwundert,
begeistert, gespannt zu, wie das liebliche Kind, sein blaues
Röckchen zierlich mit der Rechten zusammenfassend, die
Tempeltreppe hinaufsteigt, wo von Geistlichen umgeben, der
erstaunte Hohepriester es mit seinem Segen empfängt. Von
Fenstern und Balconen sehen Zuschauer herab; neben der
Treppe aber sitzt ein altes Hökerweib bei ihrem Eierkorb,
Welche ganz neugierig nach dem Gewühl hinschaut. Der
ganze Vorgang ist mit. grösster Naivetät und in einer unver-
gleichlichen farbenglühenden Ausführung dargestellt. Von m
einer öfter vorkommenden Darstellung des Gastmahls zu
Emmaus, welche sich nicht sowohl durch Grösse als durch
milde Ruhe des Ausdruckes auszeichnet, befindet sich ein
Exemplar im Louvre, eine gute alte Schulwiederholung in
den Studj zu Neapel.
Ebenso sind von Tizian sehr treffiiche Altarbilder, Ma-
donnen auf dem Throne, mit Heiligen umgeben und Fromme
anbetend zu ihren Füssen, vorhanden. Ein grosses IIaupt-lä.
bild der Art ist in der Kirche S. Maria de' frari zu Venedig:
Madonna mit mehrern Heiligen und als Donatoren die Fa-