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Buch III.
Italien.
XVI. Jahrhundert.
Venedig,
202.
durch Christus, in der Akademie; die theilnehmenden, auf-
geregt dreinredenden Jünger, die Besessene und ihre Mutter
sind von vortreftlichem Ausdruck, Christus aber nicht be-
deutend, obschon dem Typus des Gian Bellini angenähert. Die
Farbe ist von höchster Gluth undSchönheit. Mehrfachkommen
21-heilige Familien mit andern Heiligen, in Halbiigtiren vor, eine
der besten im Pallast Manfrini. Auch ausserhalb Venedigs
22.sind Palmas Werke nicht sehr selten; eine Madonna mit
Heiligen vonnaivster Schönheit im Pallast Borghese zu Rom;
23.eine andere im Pallast Colonna; eine grosse und besonders
24. herrliche in der Galerie zu Turin. Sehr vorzügliche Bilder
aus seiner späteren Zeit sind in der k. k. Sammlung zu
25. WVien. Eine Madonna mit Heiligen in der Stuttgarter
26.Sammlung_ Eine schöne heil. Familie, mit einem das Kind
anbetenden jungen Hirten, befindet sich im Louvre.
Auf ähnliche Weise, wie Palma, bildete sich ein etwas
älterer Künstler, Rocco Marconi aus, von dem man in
Venedig sehr anziehende Bilder sieht. Die Farbe erreicht
bei ihm eine Transparenz und Gluth, wie selbst bei Giorgione
selten; dabei verfällt er jedoch in's Bunte und ist in Anord-
nung und Charakteren insgemein nicht bedeutend. Noch zur
27. ältern Richtung hinneigend ist ein Altarbild, Christus zwischen
gszwei Heiligen, in S. Giovanni e Paolo; zwei Darstellungen
2911er Ehebrecherin vor Christo, in der Akademie und im
Pallast Manfrini, sind überfüllt und im Ausdruck schwach;
30.auch ein Christus zwischen zwei Aposteln, in der Akademie
ist nur in der Farbe bedeutend; dafür hat der Künstler in
einer grossen Kreuzabnahme (in derselben Sammlung) a1]
seinen Reichthum und eine Fülle des schönsten, rührendsten
Ausdruckes entwickelt.
Erinnerungen an die mehr alterthümliche Weise der
Schule, und obgleich in schöner Technik, doch ohne die
venetianische Farbengluth ausgeführt, enthalten auch die
Werke noch einiger andren Meister, namentlich des L o renz 0
Luzzo da Feltre und des Gio. Paolo l'Olmo, von
denen u. a. ein Paar gute Bilder im Berliner Museum be-
fmdlich
sind.