Volltext: Franz Kugler's Handbuch der Geschichte der Malerei seit Constantin dem Großen (Bd. 2)

Giorgione. 
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Auch ein mythologisches Bild, die von einem Satyr verfolgte 20- 
Nymphe, eine Halbügur von grosser unbefangener Schönheit, 
wird im Pallast Pitti dem Giorgione zugeschrieben. 
Aber auch historische Gegenstände der heil. Geschichte 
werden unter Giorgionds Hand  zwar nicht zu Genrebil- 
dern, denn dafür ist seine Auffassung zu gross  wohl aber  
zu romantischen Novellen von unsäglichem Reiz. Hieher ge- 
hört eines seiner Meisterwerke, welches sich in der Galerie21. 
der Brera zu Mailand befindet. Es stellt die Findung Mosis 
dar, alle Figuren aber in dem reichen, venetianischen C0- 
stüme, welches gerade zu Giorgione's Zeit galt. In der 
Mitte, unter einem Baume sitzt die Prinzessin, voll Verwun- 
derung auf das Kind blickend, welches eine Dienerin ihr 
überreicht. Der Seneschall der Prinzessin, Ritter und Damen 
stehen daneben. Auf der einen Seite sitzt ein Liebespaar 
im Grase und weist auf den Vorgang hin, auf der andern 
Musikanten und Sängerinnen, Pagcn mit Hunden und ein 
Zwerginit einem Affen. Es ist ein Bild, in welchem sich 
alle höchste Erdenpracht und Lust xiereinigt und darin der 
biblische Vorgang eben nur ein anziehenderes Interesse hin- 
einbringt. Das der Geschichte widersprechende Costürn ist 
hier so wenig störend, wie auf andren venetianischen Bildern 
jener Zeit, indem es hiebei nicht auf eine nüchtern historische, 
sondern mehr auf eine poetische Wahrheit abgesehen und die 
Gegenwart reich genug an Poesie war, auch ihr Costüm ge- 
rade die Entfaltung einer eignen romantischen Pracht ge- 
stattete. Dies Bild hat, bei aller Gluth der Farben, übrigens 
bereits etwas WVeicheres in der Malerei und erinnert hierin 
schon an Giorgionds glücklicheren Nebenbuhler, Tizian, der 
nicht, wie jener, mitten im Laufe seines schönsten Strebens 
durch den Tod abgerufen wurde.  Ein ähnliches kleines 22. 
Bild in der Form eines Frieses beündet sich im Pallast 
Pitti.  Mehrere kleine biblische Geschichten, wahrschein- 23. 
lieh aus frühster Zeit und nicht ohne mannigfache Härten, 
weibliche Köpfe, die 
nedig zugeschrieben. 
darstellend, 
Musen 
im Pallast Barbarigo 
zu Ve-
	        
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