Schüler.
Parmigianino
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Schüler seines Meisters einzelne nnverwüstliche Vorzüge, ein
oft sehr klarer, warmer Ton in der Färbung, eine grosse
Bestimmtheit der Ausführung, und zuweilen, wenn der Ge-
genstand es mit sich brachte, eine tüchtige Auffassung des
Lebens. Was die damaligen Epigonen der grossen Meister
auf Irrwege leitete, War, wie wir sehen werden, hauptsächlich
eine von aussen auf sie einwirkende falsche Richtung, mehr
als ein inneres Unvermögen, sodass ihnen in einzelnen Gat-
tungen, wo jene Einwirkung wegfiel, noch immer das Höchste
gelang. Diess gilt bei Parmigianino wie bei manchen andern
namentlich von den Bildnissen; ein ausgezeichnet schönes 1-
Portrait eines ritterlichen Herrn, welches den Columbus, und
ein anderes, welches die Geliebte des Künstlers darstellen
soll, befinden sich im Museum von Neapel; andre an andern
Ürten. Hie und da kommt auch Wohl eine einfachere heilige
'Familie von seiner Hand vor. Zu seinen berühmtesten, aber
widerwärtigsten Bildern gehören die sogenannte Madonna
mit dem langen Halse in der Galerie Pitti zu Florenz 2-
und die heil. Margaretha (Madonna mit Heiligen, unter 3-
denen vorn die heil. Margaretha kniet) in der Pinakothek
von Bologna. Dagegen ist ein grosses Altarbild in der Na-
tionalgalerie zu London, Madonna in den Wolken und Jo- 4-
hannes der Täufer dem heil. Hieronymus erscheinend, ein
vorzügliches Jugendwerk des Parmigianino, von kräftigster
Durchbildung und grosser Virtuosität; der schöne Kopf des
Christuskindes wäre Coreggiois nicht unwürdig. Ueber der
Vollendung dieses Bildes hatte der eifrige Künstler im Jahre
1527 die Eroberung von Rom überhört; die plündernden
Lanzknechte , die ihn bei der Arbeit überraschten, sollen ihn
vor Erstaunen und Bewunderung selbst gegen ihre Genossen
geschützt haben. Bedeutende Frescomalereien des Parmi- 5.
gianino befinden sich zu Parma, in den Kirchen S._ Giovanni
und della Steccata.
Schüler des Parmigianino war sein Vetter Girolamo
di Micchele Mazzuola, womöglich ein noch grösserer 6.
Manierist als jener. Eine höchst unangenehme Madonna mit
S. Catharina und Paulus, im Berliner Museum.