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Buch III.
Italien.
XVI.
Jahrhundert.
Coreggio.
6- Mercur ihm verhält. Ganymed, vom Adler in die Lüfte
entführt, in (ler k. k. Galerie zu Wien, zeichnet sich eben-
falls durch die lieblicliste kindlicliste Anmuth aus.
g. 199. Coreggio zählt verschiedene Schüler und Nach-
folger, welche mit mehr oder weniger Glück in seinem Style
zu malen versuchten. Dahin gehören sein Sohn: Pomponio
Allegri, der sich durch eine ziemlich einfache Zeichnung
auszeichnet; Francesco Maria Rondani, dem man
Üeberfleiss und Kleinlichkeit in den Beiwerken vorwirftaf);
Michelangelo Anselmi, der schon unter Sodomefs
Schülern genannt Wurde (eine sehr manierirte Madonna mit
Heiligen, im Louvre); Bernardino Gatti, der eine eigene
Süssigkeit des Colorits hervorzubringen wusste; Giorgio
Gandini; Lelic Orsi von N0 vellara, der für den
besten Nachahmer COreggidS gilt, u. a. m.
Grösseren Ruhm als alle diese hat Francesco Maz-
zuoli, genannt: il Parmigianinoff) erlangt (Sohn des
schon genannten Filip p 0 Mazzuoli , eines tüchtigen a-lteren
Malers von Parma, Geboren 1502;, gest. 1540). Sein Ruhm
datirt aber aus einer Zeit, in welcher das Gefühl für die
wahre, naive Schönheit fast ganz erloschen war. Ich habe
bereits beim Coreggio angedeutet, wie gefährlich selbst für
diesen Meister seine Richtung war und dass er nicht immer
der Gefahr widerstanden hat; beim Parmigianino ist dies fast
ohne Ausnahme der Fall: die Beweglichkeit, der lebendige
Affekt gehen bei ihm fast überall in eine unerträgliche
Ziererei und in die nüchternste Koketterie über. Er wird
um so widerwärtiger, als er zugleich die edleren Formen der
römischen Schule (z. B. des Michelangelo) und zugleich auch
eigne unnatürliche langgestreckte Verhältnisse seiner Figuren
damit zu verbinden strebt. Und trotzdem blieben ihm als
z) Ihm glaubt Waagen (Kunstbl. 1845, Nr. 3) die kleine heil.
Nacht im Berliner Museum zuschreiben zu können. Vgl. S. 288. Anm.
P. J. Affo: Wta del pittore Francesco Mazzolo, detto il
Parmigianino. Parma 1784. Umrisse beiLandonz Vies et oeuvres
etc.; t. Parmigianino.