197.
Die
Dresdner
Bilder
ctc.
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dunklen Grunde, vor dem das „Tuch" Gigenthümlicher Weise
wie ein durchsichtiger Schleier hängt, hebt sich das bleiche
dornengekrönte Antlitz mit der Macht einer erschütternden
Vision ab")
Sodann ist die Galerie von Dresden im Besitz einer
vorzüglichen Reihenfolge von Altargemälden Coreggioüsfßk)
Des heil. Francisous ist schon oben gedacht; die übrigen ge-
hören der Blüthezeit des Künstlers an. Der heil. Se-
xeil. be- g,
thronend
n; unten
lie Engel 10.
leicht die
bastian, Maria mit dem Kinde, auf Wolken thronend
und von einem Kranze von Kinderengeln umgeben; unten
die Heiligen Sebastian, Geminianus und Rochus. Die Engel
sind überaus anmuthig, der heil. Sebastian ist vielleicht die
schönste von Coreggids Gestalten (1625 gemalt). Die
heilige N acht (Anbetung der- Hirten), bekannt durch den
Effekt der Beleuchtung, welcher, der alten Legende zufolge,
von dem neugebornen Kinde ausgeht. Das lichtstrahlende
Kind und die Mutter, die es hält, verlieren sich in dem
Lichtschein, welcher die fernen Hirten herangelockt" hat.
Ein Mädchen einerseits und ein schöner Jüngling anderseits,
dem ein älterer Hirt als" Gegensatz dient, empfangen den
vollen Lichtschein, von dem ihr Auge geblendet wird, in-
dem die in- der Höhe schwebenden Engel in einem gemil-
derten Anhaueh des Lichtglanzes erscheinen. Etwas ferner
beschäftigt sich Joseph mit dem Esel, und im Hintergruride
zeigen sich noch andere Hirten mit ihren Heerden, während
am Horizont schon der Morgen anbricht. Ein ätherischer
Lichthauch fliesst durch das ganze Bild, und den Formen
ist nur so viel von ihren Umrissen und von ihrer Körper-
lichkeit gelassen, als zur Andeutung der Gegenstände nöthig
war. Die Beleuchtung wirkt hier, wie der Gesang zu den
Vergl. Waagen -im D. Kstbl. 1854, S. 205. Verschweigen
dürfen wir jedoch im Interesse der Wahrheit nicht, dass mehrfach
an der Autorschaft Coreggids wir entscheiden nicht mit welchem
Rechte gezweifelt worden. Die Dornenkrone und das davon ab-
tropfende Blut dürften stark undnichteben geschicktretouchirt sein. v.Bl..
H) Vergl. Hirt, Kunstbemerkungen auf einer Reise nach Dres-
den etc. S. 45 H.