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Buch III.
Italien.
XVI. JahrhundertÄ
Coreggio .
197.
betrachtet es voll zarter Innigkeit; das Kind schlingt den
Arm um ihren Hals und blickt zum Beschauer hinaus. Ma-
jestät und milde Anmuth, Erhabenheit und Zartheit sind in
5- diesem Gemälde auf das Innigste verschmolzen. Die Ma--
donna della Scodella ist eine heilige Familie, auf der
Flucht nach Aegypten rastend. Das Bild führt den Namen
von der Schale, welche Maria in der Hand hält, während
Joseph Datteln vom Baume pflückt. Die, Composition hat
etwas Verwandtes mit jenem (erstgenannten) Bilde zu Florenz,
aber die Darstellung ist ungleich vollendeter und schöner.
6. Der heil. Hieronymus (auch der "Tag" genannt) ist eins
von Coreggids berühmtesten Bildern. Madonna mit dem
Kinde; zur Linken Hieronymus und ein Engel neben ihm,
der dem Christkinde eine Stelle in dem geöffneten Buche des
Heiligen zeigt; zur Rechten Magdalena, knieend und den
"Fuss des Kindes küssend, neben ihr ebenfalls ein Engel.
Eine reine gleichmässige Tageshelle breitet sich über das
Bild aus, die Gestalten sind wie von ätherischem Lichte um-
flossen. Wunderschön ist der Engel neben Hieronymus,
7. Andres jedoch ist schon nicht frei von Atfektation. Die
Kreuzabnahme, (der Leichnam Christi, von den drei
Frauen und Johannes beklagt). Ein Bild von einfach gross-
artiger Anordnung und wiederum von der schönsten Harmonie
des Lichtes und der Farbe. In diesem Bilde ist nicht, wie
wohl in andern desselben Inhalts, der Schmerz in seiner
höchsten Ergiessung, sondern die tiefste Ruhe und Ermat-
tung, die keine Thräne mehr kennt, auch hier die gänz-
liche Auflösung in Ein Gefühl, dargestellt. Gerade in
diesem Umstande beruht die höchst ergreifende WVirkung des
3, Gemäldes. Das Martyrthum der Heiligen Placidus und
Flavia ist ein Pendant des ebengenannten Gemäldes und
ebenfalls durch seine einfache Anordnung und den schönen
Ausdruck ausgezeichnet. Mit. dem vorigen Bilde (und dem
zunächst anzuführenden S. Sebastian in Dresden) am nächsten
verwandt ist der berühmte Chris tusk opf auf dem "Schweiss-
tuch" der heil. Veronica, der aus dem Privatbesitz Friedrich
Wilhelms III. ins Berliner Museum gelangte. Von dem tiet-