Staifeleibi lder.
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lichkeit des Künstlers auf die liebenswürdigste Weise ent-
falten konnte. Das vorzüglichste Bild dieser Art befindet
sich im Louvre. Die Darstellung, wie die jugendliche Hei-
lige (einer Vision zufolge) sich in Gegenwart des heil. Se-
bastian mit dem göttlichen Kinde vermählt und die Mutter
das heilige Spiel sorgsam unterstützt, ist hier in einer so
zarten Anmuth ausgeführt, dass man nichts Reizenderes sehen
kann; in den Gestalten der Madonna und der heil. Katharina
vibrirt das wonnevollste Leben; zudem ist das Ganze in
wunderbarer Harmonie der Farben vereinigt. Allerdings
theilt Coreggio hier wie überall dem Beschauer nicht jene
höhere, geläuterte Stimmung mit, welche bei Rafael und
Leonardo durch Reinheit und Adel der Form, Tiefe des Aus-
druckes und rhythmische Anordnung geweckt wird; aber er
berührt, man möchte sagen, auf dämonische Weise, durch
seine ergreifende Darstellung des geistig erregten Sinnen-'
lebens: Ein anderes, kleines Exemplar von etwas verän- 2.
derter Anordnung befindet sich in den Studj zu Neapel; hier
sieht das Kind, lachend und verwundert über die sonderbare
Ceremonie zu seiner Mutter auf. Andere Wiederholungen
(zum Theil vielleicht alte Copien) zu Petersburg, in der
Sammlung des Capitols zu Rom, u. s. w.
Eine ähnlich reizvolle Composition ist die auf der Flucht 3,
nach Aegypten rastende Maria mit dem Kinde, la Zinga-
rella (die Zigeunerin) von dem Bunde, den sie um den
Kopf trägt, benannt. Das zartest ausgeführte kleine Exem-
plar dieser Darstellung beiindet sich ebenfalls in Neapel; hier
ist d_i'e Madonna von schönstem und innigstem Ausdruck;
oben im Dunkel schweben reizende Engel. (Wiederholungen
und Copien a. a.
Andre bedeutende Gemälde beünden sich zunächst in
der Galerie von Parma. Vor allen bemerkenswerth ist hier 4,
das Frescobild einer Madonna mit dem Kinde, aus
S. Maria della Seala, stammend, dessen Anfertigung in jene
Zeit fällt, da. Coreggio die Kuppel von S. Giovanni malte.
Maria, sitzend, hält hier das Kind auf dem Schoosse und