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Buch III.
Italien.
XVI.
Jahrhundert.
Coreggio.
196.
gelten zwei, übrigens minder bedeutende Bilder in der Tribune
der Ufüzien zu Florenz. Das eine von diesen ist eine
Ruhe auf der Flucht nach Aegypten, wo der heil. Joseph
dem Christkinde einen Palmenzweig abbricht und der heil.
Franciscus anbetcnd zut. Seite kniet; das andere eine Ma-
donna, die das göttliche Kind anzubeten im Begriff ist. In
dem letztem Bilde ist Miene und Gestus nichts weniger als
edel, aber die Poesie des Lichtes und des Helldunkels schon
4. mit höchster Virtuosität entwickelt. Eben hierher gehört
auch das grosse Bild einer Kreuztragung in der Galerie
von Parma, welches, wenn auch nicht von eigentlich gross-
zirtiger Composition, doch im Ausdruck des Einzelnen bereits
vollkommen die eigenthümliche Richtung des Künstlers be-
zeichnet; die schöne Gestalt des Erlösers, der Kopf der in
Ohnmacht hinsinkenden Maria sind erschütternde Bilder des
Schmerzes.
Üm das Jal1r.1518 ward Coreggio nach Parma be-
rufen, um einen Saal in dem Nonnenkloster S. Paolo, im
Auftrage der Aebtissin, auszumalen. Die der antiken My-
thologie angehörigen Gegenstände, Welche er hier ausführte,
gehören zu seinen schönsten Arbeiten. An der Hauptwand
stellte er die Diana dar, welche auf einem von weissen Hin-
dinnen gezogenen Wagen von der Jagd zurückkehrt; die
leichte Bekleidung der Göttin verhüllt hier nur wenig die
Formen einer vollkommensten Jugend. An dem Gewölbe
des Saales ist eine Weinlaube gemalt, mit '16 ovalen Oeif-
nungen, in welchen man Gruppen der reizendsten Genien.
erblickt; diese haben meist Attribute der Jagd bei sich,
Hörner, Hunde, den Kopf eines Hirsches u. s. w., oder sie
liebkosen einander, oder pflücken Früchte von den Rändern
der Laube. Man kann nichts Anmuthvolleres, kein süsseres,
holderes Spiel sehen, als in den Gestalten dieser Kinder.
Darunter sind 16 Lünetten, deren Grund, grau in grau ge-
Pitture da" Ant. Allegri datto il Uoreggio esistenti in Parma
nel monisgero di S. Paolo. Parma 1800. Flüchtig bei D'Agin-
court; Malerei, Taf. 202.