196.
Frühere
Werke.
Paolo
in
Parma.
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ges anweisen kann. Dadurch erst wird das Bild jener un-
endlich reichen Kunstepoohe vollständig, dass ein hochbegab-
ter Künstler es wagte, rücksichtslos und vor Allem das feurig
pulsirende, in allen Organen aufgeregte Leben darzustellen,
und in dieser wahrhaft beispiellosen sinnlich-geistigen Schwel-
gerei sind- seine Vorzüge und seine Mängel, das Hoch-
poetisehe wie das Ünedle seiner Werke untrennbar be-
schlossen.
ä. 196. Von Jugendwerlqen des Coreggio ist wenig 1.
Andres mit Sicherheit zu nennen, als das grosse Altarbild,
Welches er um das Jahr 1514 für das Franciskanerkloster
von Carpi gemalt hat, und welches sich gegenwärtig (unter
dem Namen des heil. Franeisous, auch wohl des heil. An-
tonius bekannt) in der Galerie von Dresden befindet: Ma-
donna auf dem Throne, zur linken Seite Franciseus und
Antonius von Padua, zur rechten Johannes der Täufer und
Katharina. Dies Bild hat noch eine grössere Ruhe und Ein-
fachheit, als man es später bemerkt. In den Köpfen, na-
mentlich dem des Johannes, finden sich unverkennbare Re-
miniscenzen an die eigenthümlichen FormenLeonardds und sei-
ner Schule; Anderes erinnert deutlich an F rancia. Zugleich
spricht sich darin, und besonders in dem Ausdruck der
Köpfe, noch eine bedeutende Befangenheit aus; doch ist der
Malerei bereits eine grosse Weichheit und ein besonderer
Schmelz eigen, die schon hier auf bedeutende, uns unbe-
kannte Vorarbeiten sehliessen lassen. Als eine solche wird 2.
jetzt ein BiYd mit vier lebensgrossen Heiligen (Petrus, Mar-
garetha, Magdalena und Antonius von Padua) in der Samm-
lung des Lord Ashburton zu London anerkanntf) Welches
in der Strenge der Auffassung, in der Tiefe der Farben und
in der Art des Ausdruckes sehr mit dem obigen Bilde über-
einstimmt. Jedenfalls übertraf Coreggio an frühzeitiger Reife
selbst Rafael, welcher in seinem zwanzigsten Lebensjahre
noch ungleich befangener erscheint.
Als Werke einer um etwas vorgerückten Entwickelung
England
Waagen,
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