Volltext: Franz Kugler's Handbuch der Geschichte der Malerei seit Constantin dem Großen (Bd. 2)

280 
Buch 
III. 
Italien. 
XVI. 
Jahrhundert. 
Coreggio. 
195. 
begründet, in jener lebhafteren Beweglichkeit, welche alle 
leiseren Spiele der Form verfolgt und sie in einer weicheren 
Modellirung herzustellen weiss. Coreggio wusste Licht und 
Schatten in unendliche Grade abzumessen, er wusste solcher 
Gestalt den höchsten Glanz hervorzubringen, ohne zu blen- 
den, das tiefste Dunkel, ohne das Auge durch ein todtes 
Schwarz abzustossen. Mit gleicher Meisterschaft sind in sei- 
nen Werken auch die Verhältnisse der Farben beobachtet, 
so dass eine jede an sich gemildert und doch im Verhältniss 
zu den andern höchst kräftig erscheint. Indem Coreggio. 
in der Vollendung dieser seiner eigenthümlichen Richtung 
wiederum einen der höchsten Gipfelpunkte neuerer Kunst 
bezeichnet, so muss dabei jedoch gleich von vorn herein be- 
merkt werden, dass diese Richtung ihn (ähnlich, und noch 
mehr, wie es bei Michelangelo der Fall war) zu mancher ein- 
seitigen Uebertreibung verführt hat, dass er. namentlich sich 
manchen wirklichen Fehler gegen die Form hat zu Schulden 
kommen lassen und, was ungleich schlimmer ist, dass sein 
Ausdruck des Affektes nicht selten an Affektation grenzt. f) 
Immerhin steht Coreggio den drei grossen Meistern der 
fiorentinischen und der römischen Schule als eine ganz eigen- 
thümliche, nach besonderm Maasse zu messende Macht gegen- 
über. Wenn man höhere Schönheit und Würde, ideale For- 
mengrösse und Tiefe der Charakteristik nicht bloss als haupt- 
sächliches, sondern als ausschliessliches Ziel der Kunst be- 
trachtet, so hat Coreggio kein Recht, als vierter neben jenen 
genannt zu werden; Gestalt, Ausdruck, Geberde und Anord- 
nung erscheinen bei ihm, besonders wenn man Rafael zum 
Maassstab nimmt, oft kleinlich und vielfach manierirt. Allein 
zugestanden, dass Coreggio in den höchsten Richtungen der 
Kunst Jenen unbedingt nachzustellen sei, so hat er doch die 
ihm eigenthümliche Sphäre zu einer solchen Grösse und Frei- 
heit ausgebildet, dass man ihm keine Stellung zweiten Ran- 
ä) Eine treffliche Charakteristik Coreggids von Hrn. v. Quandt, 
in der Uebersetzung von Lanzfs Geschichte" der Malerei in Italien 
II, S. 319, Anm. 36. 
	        
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