24
Buch III.
Italien.
Jahrhundert.
Florenz.
134.
Mariä dargestellt (jetzt stark iibermalt); die hinaufschauenden
Jünger am offenen Grabe bewegen sich in vortrefflich leben-
diger Geberde, allein es beseelt sie offenbar weniger die An-
5. dacht als das Erstaunen über das Wunder. Nach Florenz
zurückgekehrt, malte lililippino in S. Maria novella an den
Seitenwänden der Capella Filippo Strozzi die Geschichten
der Apostel Johannes und Philippus, und hier bewährte er
sich als Maler des Affektes, der dramatischen Handlung, des
unmittelbaren Lebens in glänzender WVeise, ohne sich freilich
um ideale kirchliche Bedeutung u. dgl. sonderlich zu kümmern.
Die Auferweckung der Drusiana durch Johannes ist eine der
höchsten Leistungen in dieser Art; der Apostel deutet mit
der Rechten empor, während seine Linke die Drusiana be-
rührt, Welche sich mit dem wunderbarsten Ausdruck des
wieder-gewonnenen Lebens auf der Bahre auirichtet; entsetzt
fliehen die Träger von dannen, aber eine Anzahl anmuthvoller
Frauen bleiben in zitternder Aufmerksamkeit stehen, indess
ihre Kinder sich erschrocken an sie klammern. Kaum minder
trefflich ist die Bannung des Tempeldrachen durch Philippus;
grollend steigt der heidnische Priester die Tempelstufen herab,
während der Apostel mit grandioser Geberde das Ungethüm
im Vordergrunde bannt; rechts um den vom Drachen ge-
tödteten Königssohn ist eine schöne (i-ruppe von Hofleuten
beschäftigt; links stehen Andere, schaudernd vor dem Drachen
und sich die Nase zuhaltend. Die Bildung des Einzelnen
ist in diesen Malereien durchaus frei und von eigenthümlich
frischem Schwung; es sind schöne Frauen, würdige Männer,
durchaus lebensvolle Gestalten. Nur die Gewandung ist viel-
fach manierirt und willkürlich.
6. Was Filippinds anderweitige Werke betrifft, so ist vor
Allem ein Tabernakel zu Prato, in der Nähe von S. Marghe-
rita zu erwähnen, in welchem er eine Madonna mit dem
Kinde und Engeln, und Heilige auf den Seiten darstellte;_
dasselbe ist zwar sehr beschädigt und auch übernialt; doch
sind die einzelnen noch erhaltenen Köpfe von der allerhöchsten
7. Anmuth und Süssigkeit. Das schönste Staffeleibild Endet
sich in der Badia zu Florenz (Kapelle links vom Haupt-