P eruzzi
Carotto.
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Als Mitarbeiter des Sodoma in dem Oratorium von
S. Bernardino nannte ich den Sieneser Domenico Becca-
fumi, welcher den Beinamen Meccherino führt. In jenen
Werken nähert er sich der edlen einfachen Anmuth dieses
Meisters auf erfreuliche Weise; ebenso ist auch in der Sie- 141
neser Akademie ein schönes und grossartiges Altarbild von
ihm vorhanden. In späteren Werken erscheint dieser Künstler
jedoch ungleich flacher; er präsentirt nur die schönen äusseren
Formen, die er von den Florentinern gelernt hat, malt indess
stets mit hellen und dauerhaften Farben, so dass diese Werke
(deren namentlich im öffentlichen Pallast zu Siena vorhanden
sind) wenigstens eine angenehme Vlfirkung auf das Auge her-
vorbringen. Zu den interessantesten Arbeiten aus Becca-17,
fumi's späterer Zeit gehören die eigenthümliehen Darstellun-
gen auf dem lilussboden des Sieneser Domes (im Chor),
welche mosaikartig aus hellerem und dunklerem Marmor zu-
sammengesetzt und mit niello-artigen Schattenstrichen ver-
sehen sind. Aeltere Arbeiten dieser Art im Sieneser Dome
(dem sie ganz eigenthümlich sind) sind nur in einfacher, dem
Niello zu vergleichender Weise gezeichnet.
Ich besehliesse die Reihe dieser sienesischen Künstler
dem
mit dem Baldassavre Peruzzi (1481-
eineä bedeutendere Stelle in der G eschichte
4536), der zwar
der Baukunst ein-
nimmt {er ist einer der vorzüglichsten neueren Architekten),
jedoch auch unter den Malern eine ehrenvolle Erwähnung
verdient. Sein Entwickelungsgang in der Malerei ist ähnlich
wie der seiner sienesischen Zeitgenossen. S0 sind z. B. in
dem Saale der Farnesina zu Rom, wo Rafael die (iialathea 13_
gemalt hat, Malereien seiner Hand an der Decke, welche
noch ziemlich den alterthümlichen Styl des XV. Jahrhunderts
erkennen lassen, gleichwohl viel Liebenswürdiges und An-
Inuthiges enthalten. Bedeutender als diese, ebenfalls jedoch 19.
noch vorherrschend alterthümlich, sind diejenigen Wand-
gemälde, welche er an den Wänden der Altartribune von
S. Onofrio zu Rom, unter den Kuppelgemälden von Pintu-
ricchio, ausgeführt hat. Sie stellen eine Madonna. auf dem
Throne mit Heiligen, auf der einen Seite die Anbetung der
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