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Buch III.
Italien.
XVI. Jahrhundert.
Rafael.
192.
Roms malte Giovanni an vielen andern Orten Italiens; im
Alter kehrte er wieder nach Udine zurück. Beiläuüg er-
3. wähnen wir hier ein vortreffliehes, seiner Jugendzeit zuge-
schriebenes Bild der Akademie von Venedig, welches beweisen
würde, dass Giovanni schon als ein ausgebildeter Künstler
der venezianischen Schule zu Rafael kam. Es ist Christus
zwischen den Sohriftgelehrten, vorn die vier grossen Kirchen-
lehrer, von schöner, ruhiger Composition und tiefstem Aus--
druek der Betroffenheit, der Ueberzeugung und Begeisterung.
Noch andre Schüler RaVfaePs sind Pellegrino da M0-
dena, von welchem wenig Sicheres erhalten ist; Tommaso
Vincidore aus Bologna (der Thomas Polonius in Dürefs
Tagebuch), Vincenzo dwi S. Gimignano, Welcher in Ge-
meinschaft mit einem Maler Sehizzone die Pallastfassaden in
der Art des Polidoro verzierte; der unbedeutende J aco-
mone di Faenza u. s. w. Der beiden Mailänder Gau-
denzio Ferrari und Cesare da Scsto habe ich schon
früher gedacht, ebenso der Mitschüler Rafaehs in _Perugino's
Schule, der Alfani und des Adone Doni, welche sich
nachmals dem Style der römischen Schule anschlossen.
Ausserdem bildeten sich in RafaePs Schule auch einige nor-
dische Künstler: der Niederländer Bernardin van Orley,
und sein Schüler Michael Cocxie, wvelcher letztere zwar
erst längere Zeit nach RafaePs Tode nach Rom kam und
sich mehr den römischen Styl in seinen allgemeinem Typen
aneignete; Georg Pens, ein ehemaliger Schüler Albrecht
Dürers, der bei RafaePs Tode noch sehr jung war, und
ebenfalls mehr als dessen mittelbarer Schüler zu betrachten
ist. Ü. a. m.
Schliesslich habe ich auch noch des Einflusses, den Ra-
fael auf die Kunst der Iiupferstecherei ausgeübt, zu erwäh-
nen. In diesem Bezuge ist besonders Marcantonio Rai-
mondi (oder M. del Francia) aus Bologna zu erwähnen.
Dieser war zuerst von Fr. Francia in der Niellirkunst unter-
wiesen worden, ging dann zur Kupferstecherei über und be-
gann mit Nachstichen des Meisters. Sodann ahmte er den
Mantegna nach, nachher Albrecht Dürer und vervollkomxnnete