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Buch III.
Italien.
XVI. Jahrhundert.
Rafael.
188.
anmuthigeren Gruppen eine fast vollkommene Gleichgültig-
keit gegen schöne edle Form und reine Farbe (was nicht
allein die Schuld derausführenden Schülerhiinde sein kann),
und eine Gemeinheit. der Auffassung, die in einzelnen Dar-
stellungen (das Bild der Olympial) in der That nicht weiter
getrieben werden kann.
Von Staffeleibildern Giulids ist nicht Vieles vorhanden.
Ausser den oben erwähnten Bildern seiner frühern Zeit sind
10; vornehmlich einige schöne grosse Bilder mythischen Inhalts
(ehemals in der Galerie Uanfrini zu Venedig) zu erwähnen,
die zwar in der Gesammtattldassung wiederum etwas. Nüch-
ternes, im Einzelnen aber vielfach anmuthige Züge enthalten.
11.- In der Sakristei von S. Peter zu Rom findet sich eine
ÄMadonna, Halbfigur, mit den beiden Kindern, Welche zu sei-
12.nen frühern, sorgfältigem Werken gehört; schon manierirter
ist die Geisselung Christi in der Sakristci von S. Prassede in
Rom, eine Gruppe von drei fast nackten Gestalten in ziegel-
13.rothem Fleischton. ImLouvre ist Giulio durch mehrere
sehr bezeichnende YVerke repräsentirt: eine tüchtig gemalte
Maria mit den beiden Kindern; das höchst energische Por-
trait des Künstlers; eine tretfliche Darstellung des Triumphes
des Vespasian und Titus; endlich eine grosse, figurenreiche
Beschneidung Christi, in welcher die entschlossene Praxis des
14. Künstlers bereits in arge Manier übergeht. Zwei Madon-
nen, nach einem etwas robusten hiodell, mit muthwillig aus-
schreitenden Christusknaben, in der Galerie Borghese zu Rom;
eine ähnliche im Pallast Colonna, alle drei wohl aus früherer
Zeit. Mehrere, zumeist nicht sonderlich bedeutende Bilder
labeünden sich in verschiedenen Sammlungen Englands; ein
Wichtigesbei Lord Northwick in iLondonz die Erziehung Ju-
piters unter Nymphen und Corybanten, eine geistvolle, kühn
poetisch aufgefasste Scene, in reicher Uferlandschaft, von
ileissiger Ausführung und kraftvoller Färbung.
Die zahlreichen Schüler, welche Giulio in Mantua bildete,
fuhren in der unerfreulichen Weise des Meisters fort, die sie
im Einzelnen übertrieben, zuweilen indess auch durch Ein-
fachheit und Naturwahrheit milderten. Unter den bedeu-