188.
Schule.
Giulio
Romano.
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Theil an der Ausführung seiner Werke haben. Zu seinen 7,
ersten Arbeiten gehören vornehmlich, wie es scheint, die
Malereien in dem älteren herzoglichen Pallaste in der Stadt,
die leider mannigfach in späteren Kriegsstürmen gelitten
haben. Sehr schöne YVerke findet Inanlhier in einem Zimmer
des Untergesehosses, dem Uffizio della scalcheria (Haushof-
meisterei), wo er in den Liinetten des Zimmers die Jagd der
Diana mit höchst anmuthigen und wahrhaft schönen Figuren
darstellte; auch in diesen gewahrt man noch einen Naehklang'
von RafaePs reizvoller Naivetät. Einen oberen grösseren 8.
Saal des Pallastes fiillte Giulio mit liPresken aus der iGe-
schichte des trojanischen Krieges, die schon bedeutend gegen
die eben genannten Arbeiten zurüekstehen und in denen
Nüchternheit des Geistes und Bxianier des Ausdruckes bereits
vorherrschen. Noch Weiter entfernte Giulio sich von dem '21,
Adel seines hohen Meisters in den zahlreichen WVandgemäilden,
mit welchen er den von ihm erbauten Pallast del Te (ausser-
halb Nlantuafs gelegen) ausschmückte. Besonders sind hier
zwei Zimmer (lurch die Fülle der Malereien ausgezeichnet.
In dem einen stellte er den Sturz der Gigantenälz) dar, worin
man ihn sehr unpassender Weise mit dem Michelangelo ver-
glichen hat. Das Zimmer hat eine backofenartige Form, so
dass alle scharfen Ecken und WVinkel durch sanftere Üeber-
gänge vermittelt sind. An der gewölbten Decke blickt man
empor in den Tempel der Götter, welche umher, am Rande
der Decke versammelt sind. In den Pendentifs sind Wind-
götter dargestellt; an den WVänden die unter Felsen und
Architekturen Zerschmetterten Riesen, die freilich ungeschlacht
gross, aber ohne wirkliche Kraft gemalt sind, Das andre
Zimmer stellt Geschichten der Psyche und andre Liebes-
geschichten der Götter dar; hier sieht man, neben wenigen
'34) Giove che fulmina li Giganti rappresentato in pitture da
Giulio Romano ecc. dis. et im. da Pietro Santi. Bartoli. Ronza,
Die Ausführung dieses Zimmers hatte er dem Rinaldo Mantovano
überlassen. Dass dieser nicht dei- Erfinder sei, wie behauptet wurde,
beweist Gaye im Kunstbl. 1838, N0. 71 u: f. Vgl. Cartcggio, II,
S. 257 u. f.