Volltext: Franz Kugler's Handbuch der Geschichte der Malerei seit Constantin dem Großen (Bd. 2)

254 
Buch III. 
Italien. 
XVI. 
Jahrhundert. 
Rafael. 
188. 
unmittelbar nach RafaePs Tode für S. Stefano zu' Genua. 
(woselbst es sich noch befindet) ausführtel"), Es ist das Mar- 
tyrthum des heil. Stephan. Der Heilige erscheint in "der 
Mitte des Bildes und weit vorausgestellt, jugendlich, schön, 
siegend über das äussere Leiden, hell durch ein nur über ihn 
hereinbreehendes himmlisches Licht beleuchtet; ihm näher 
sitzt derBefehlshaber; die weiter in den Grund gesetzten 
römischen Soldaten Werfen aus einiger Entfernung, zielen und 
folgen dem Wurfe mit dem Blicke, wodurch diese Handlung 
Thätigkeit und Wahrheit erhält, ohne doch als das Haupt- 
moment zu erscheinen, Welches in der Figur des Heiligen 
und in deren vortrefilichem Ausdrucke enthalten und aus- 
5. gesprochen ist.  An dies Bild reiht sich in gleicher Vor- 
trePFlichkeit und Jedenfalls auch aus der ersten Zeit von 
Giulids Selbständigkeit eine heilige Familie-in der Dresdner 
Galerie, WO die Mutter das Kind, um es zu Waschen, in der 
Wanne stehend hält und der kleine Johannes das Vvrasser 
scherzend hineingiesst; es ist ein Bild voll kccker Lust, schön 
gezeichnet und tüchtig gemalt. Man hat die Composition 
dem Rafael zuschreiben wollen; sie ist aber, trotz ihrer Vor- 
trettlichkeit, dem milderen Sinne dieses Meisters nicht ent- 
6. sprechend.  Auch das prachtvolle Bild des Hochaltars in 
S. Maria dell' Anima zu Rom, Madonna auf. dem Throne 
mit Heiligen und Engeln, umgeben von reicher Architektur, 
gehört in diese bessere Zeit. Dasselbe ist tirsprünglieh für 
die augsburgische Familie der Fugger gemalt. 
Vier Jahre nach RafaePs Tode ward Giulio nach Mantua 
berufen, in welcher Stadt er als Architekt und als Maler eine 
ungemeine Thätigkeit entwickelte. Er führte hier eine Menge 
von Pallästen und Kirchen auf, leitete deren reiche Deko- 
rationen (im Style von RafaePs Logen) und schmückte sie 
mit grossen Frescomalereien; auch er versammelte zu diesem 
Zweck eine grosse Anzahl von Schülern um sich, welche 
i") Vergl. v. Rumohr, Drei Reisen etc. S. 304_  Der sehr ver- 
dorbene Carton soll sich in der Gemäldesammhmg des Capitols zu Rom 
befinden, ist aber nicht aufgestellt.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.