187.
Villa
Spada,
Villa
Olgiati.
RafacYs
Tod.
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so werden wir mit höchster Bewunderung über die unver-
siegliche Sehöpfungskraft dieses Meisters erfüllt, welche sich
bei keinem andern in gleicher Höhe der Vollkommenheit zu
erhalten vermochte; stehen ihm andre Meister in einzelnen,
vielleicht einem grossen Theil ihrer Werke würdig zur Seite,
so hatten sie doch gemeinhin nicht die Kraft, fortwährend in
gleicher Vortrefflichkeit fortzuarbeiten". In dieser Beziehung
ist Rafael unbedingt als der ausgezeichnetste der neueren
Künstler zu bezeichnen. Und wenn auch bei ihm einzelne
minder vollkommene Werke, einzelne Hinneigungen zu einer
flacherenlllanier gefunden xierden, so zeigt dies eben nur, dass
er trotz seiner Grösse das Loos aller Menschen getheilt hat.
Rafael starb nach einem kurzen und heftigen Fieber-
anfalle; seine zarte Constitution, welche durch die unauf-
hörliche geistige und körperliche Thütigkeit zur höchsten
Reizbarkeit gestimmt sein musste, vermochte der W uth der
Krankheit keinen Widerstand zu leisten. Unnennbar war der
Schmerz, Welcher ganz Rom, Hohe und Niedere, den Papst
und seinen Hof, die Freunde und Schüler des Künstlers er-
füllte. „Ieh kann es mir nicht denken, dass ich in Bom bin",
schrieb Graf Castiglione, „da mein "armer Rafael nicht mehr
da ist." Man bewunderte seine Werke mit religiöser Ehr-
furcht, als wenn sich Gott, so wie ehemals durch die Pro-
pheten, jetzt durch Rafael habe offenbaren wollen. Die ent-
seelten Ueberreste wurden auf einem prächtigen Katafalk,
sein letztes! Werk, die Transfiguration über seinem Haupte,
öffentlich ausgestellt und sodann im Pantheon beigesetzt. Sie
ruhen unter dem Altar, welchen eine Statue der heiligen
Jungfrau, ein Weihgeschenk RafaePs schmückt. Da sich
neuerdings Zweifel über die Stelle erhoben hatten, so wurden
im Jahre 18253 Naehgrabungen im Pantheon angestellt und
ltafaeYs Gebeine, in deutliehster Uebereinstimmung mit Va-
sarfs Beschreibung der Beisetzung, aufgefunden; am 18. Oc-
tober desselben Jahres wurden sie abermals unter grosser
Feierlichkeit an derselben Stelle bestattet".