186.
Farnesina.
Bibienefs
Badezimmer.
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Saale, befindet sich noch ein Frescogemälde aus etwas früherer
Zeit, vom Jahre 1514, Welches zum grössten Theil von Ra-
fael's eigner Hand herrührt und somit in der Ausführung
ungleich höher steht, als die eben genannten Malereien. Das
Bild ist unter dem Namen der Galathea bekannt. Es
"stellt die Göttin des Meeres dar, wie sie in ihrem Muschel-
wagen über die Fluthen fährt; Tritonen und Nymphen, die
sich in leidenschaftlicher Lust uinschlingen, um sie her;
Pfeil-schiessende Amorinen, wie eine Engelglorie, in der Luft.
Dies Bild athmet die höchste Süssigkeit, die glühendste
Innigkeit des Verlangens, Alles lebt, fühlt, vibrirt, dem Ge-
nusse hingegeben. Und wiederum tritt auch hier dem Be-
schauer die hohe Reinheit, welche das Eigenthum der wahren
Schönheit ist, entgegen, und um so mehr, als überall (mit
Ausnahme der Gruppe zur Rechten der Göttin) die eine lau-
tere Hand des Meisters den Pinsel geführt hat.
Noch ist eine bedeutende Reihe älterer Kupferstiche (von 3.
Schülern des Marc-Anton) bekannt, welche die Geschichte
der Psyche, abweichend von jenen Fresken, darstellen und
ebenfalls dem Rafael zugeschrieben werden. Vasari nennt
jedoch als deren Verfertiger den Niederländer Michael Coxcie,
der eine Zeitlang in Rafaelis Schule arbeitete. Wenn diese
Blätter im Allgemeinen freilich nicht RafaeYs Kilnstverdiensten
entsprechen, so sind doch einzelne und sogar die Mehrzahl
der darin vorkommenden Gruppen von solcher Schönheit,
dass man gleichwohl vermuthen darf, dass der Schüler
hie und da Zeichnungen des Meisters zu seiner Arbeit be-
nutzt habe.
Andere höchst reizvolle Darstellungen mythischer Gegen-
stände finden sich, leider sehr zerstört, in dem fälschlich so-
genannten „ritir0 di Giulio III.", dem Badezimmer des 4.
Cardinals Bibienar im vaticanischen Pallast, über RafaeYs
Logen. An den WVänden sieht mein, in eine herrliche Ge-
sammtdecoration eingefasst, sieben kleine Bilder, welche nebst
den wenigen erhaltenen Resten an der Decke, das WValten
und die Herrschaft der Liebe unter den Göttern darstellen.
Sie sind grossentheils von Rafael erfunden und von seinen