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Bildnisse.
Farnesina.
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zu Rom wird dem Rafael ein sehr interessantes vorgebl.
Bildniss des Cesare Borgia zugeschrieben, welches je-
doch weder von Rafael ist noch den genannten Fürsten
vorstellt ü)
g. 1.86. Wenn die bisher betrachteten YVerke RafaePs,
mit Ausnahme der eben angeführten Portraits, grösstentheils
nur Darstellungen aus der Geschichte enthielten, so sind end-
lieh noch einige hinzuzufügen, in welchen die Mythen-
gesehiehte des classisehen Alterthums behandelt
ist. Rafael erfasste diese Stoffe nicht, wie es Wohl heutigen
Tages geschieht, in tinerspriesslicher gelehrter Weise; er be-
strebte sich nicht, die dem Alterthum eigenthümliche Denk-
und Gefühlsweise, die unsrer modernen Anschauung doch
fremd bleibt, in Darstellungen der Art zu reprodueiren; er
betrachtete dieselben vornehmlich nur als heitere Spiele der
Phantasie, welche zu freien und anmuthigen Gestaltungen und
zur gefälligen Atlsschmücktmg festlicher Räume Anlass gaben.
S0 zeigt sich denn" vornehmlich wiederum in diesen Darstel-
lungen das eigenthümliche Schönheitsgefühl des Künstlers,
welches hier in vollkommenster Freiheit walten konnte.
schon in den kleineren, mehr untergeordneten Darstel-
lungen, welche unter den Dekorationen der vaticanisehen
Logen vorkommen, zeigt sieh diese Richtung. Ungleieh be-
deutender tritt dieselbe in einigen grösseren Werken auf,
vornehmlich in den Freseomalereien, womit er die römische.
Villa des Agostino Chigi (eines reichen Kunstfreundes jener
Zeit, in dessen Auftrag Rafael auch die Sibyllen in der
Kirche della paee gemalt hatte) seit 1518, aussehmückte.
Diese Villa ist in Trastevere gelegen und führt gegenwärtig,
nach den späteren Besitzern aus dem Ilatise Farnese, den
Namen der Farnesina. Am Gewölbe einer grossen, gegen
den Garten gerichteten Halle stellte Rafael hier Scenen in
ä) Das Portrait eines ältlichen Mannes aus der Gräü. Wallmoden-
sehen Galerie, später beim Obcrbaurath Hausmann in Hannover, wird
von Waagen (Kunstblatt 1847, S. 375) für ein Werk 8115 RafaePs
üorentiniseher Epoche gehalten.