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Buch III.
Italien.
XVI. Jahrhundert.
Rafael.
185.
Zu RafaePs geistreichsten Portraits gehören ferner noch:
10.Cardinal Giulio de' Medici, derselbe Kopf und in der-
selben Wendungßvie in dem obengenanntcn Portrait Leo's X.,
11.ohne Zweifel die Studie zu jenem; Graf Castiglione
(um 1515); edel, ritterlich, würdig, voll Feuer und lebendigen
12. Ausdruckes; ein Jüngling, der das Ilaupt in liebenswür-
digster Nachlässigkeit auf die Hand stiitztf"); alle drei im
13. Pariser Museum beündlich. Ferner: Cardinal Bibiena,
auf dem Tische vor sich schreibend, ernst und nachdenklich
14.in die Höhe blickendw); Fedra Inghiralni, Sekretair
des Conclavds der Cardinäle, beide in der Galerie Pitti zu
Florenz; das letztere sehr merkwürdig durch die Art und
Weise, Wie Rafael aus einem fetten, schielenden Mann in
feuerrothem Kleide ein höchst anziehendes Charakterbild zu
15-schafifen vermochte. Francesco Pe n ni, liafaePs Schüler,
in der G-emäldesammlung des Königs von Holland im Haag.
Doch dürften verschiedene von den Portraits, die RafaeYs
Namen führen, nur in untergeordnetem Grade zu dieser Be-
nennung berechtigt sein, manche auch wohl einer wesentlich
verschiedenen Richtung angehören. Dahin sind zu rechnen:
16. das Bildniss des Dichters Tibaldeo, im Besitz des-Herrn
M. Scarpa in La Motta (zwischen Treviso und, Udine);
17-F; Carondelet, Archidiakonus von Bitunto, im Besitz des
Herzogs von Grafton zu London; das unter dem falschen
18.Namen vliafael und sein Fechtmeister" bekannte Bild
im Museum von Paris, Welches neuerlich dem Sebastian del
Piornbo beigelegt wurde; die beiden Rechtsgelehrten
19.Bartolo un d- Baldo (richtiger: die Schriftsteller A. Nava-
gero und A. Beazzano), in der Galerie Doria zu Rom, treff.
liche Köpfe, fast in venetianischer Art gemalt, aber theil-
20. Weise sicher von Rafael. Ü. s. W. In der Galerie Borghese
a) Passavant 11., S8, setzt dieses Bild schon in die Horentinische
Epoche, was wir mit der vollendeten Freiheit der Auffassung nicht zu
vereinigen wissen.
Ein etwas jüngeres Portrait desselben Cardinals befindet sich
im Museum von Madrid und wird dort als Bildniss Granvellafs be-
zeichnet.