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Buch III.
Italien.
XVI. Jahrhundert.
Rafael.
185.
Bedürftigkeit. Die Augen sind gross, voll dunklen, lodernden
Feuers; sie gemahnen den Beschauer wie ein Zeugniss schö-
nerer Tage. Von diesem'Bilde sind einige Wiiederholungen
aus der Schule Rafaells in römischen G-alerieen vorhanden.
4. Ein bekleidetes weibliches Portrait aus RafaeTs späterer
Zeit, im Pallast Pitti, welches möglicher Weise dieselbe Per-
son, aber in jugendlicherm Alter darstelltö) und zur sixtini-
sehen Madonna als Modell gedient haben könnte, ist von
höherm, wahrhaft bezauberndem Liebreiz und von echt. römi-
scher Haltung; doch scheint nur der Kopf und der hell-
damastne Aermel von RafaePs Hand zu sein. Andre weib-
liche Portraits, Welche den Namen der ltlornarina führen,
übergehe ich.
5_ Papst Julius IL, im Pallast Pitti zu Florenz, um
1512 gemalt. Der hohe Greis in violettem Oberkleide und
langem weissem Gewande, ist hier nachsinnend, im Lehnstuhl
sitzend, dargestellt. Tief unter der offen vertretenden Stirn
liegen die kleinen scharfblickenden Augen, ruhig, aber voll
unerloschener Kraft. Die Nase ist stolz römisch, der Mund
scharf zugekniflen, alle Züge noch in lebendiger elastischer
Spannung; das Ganze höchst meisterhaft ausgeführt.
6. Mehrere Wiederholungen; ein vortreffliches, aber in manchen
Dingen minder freies Exemplar in den Üffizien zeigt den Papst
in rothem Kleide. Eine gute Copie im Museum von Berlin,
eine andere in Leight Court.
7, Papst Leo X., mit den Cardinälen Medici und de,
Rossi, in der Galerie Pitti zu Florenz, um 1518 gemalt. Der
Papst sitzt gemächlich am Tische, das aufgeschlzigene Brevier
vor ihm; die Cardinäle hinterwärts zu beiden Seiten. Ausser-
ordentliche Charakteristik. der drei verschiedenen Köpfe, täu-
schende Naturwahrheit in den Nebendingen und meisterliche
Sicherheit in Beherrschung des allgemeinen Tones sind die
wesentlichen Vorzüge dieses Bildes, welches für alle Bildniss-
k) Womit indess Passavanfs Vermuthumg nicht übereinstimmen
würdq, dass das barberinisclme Bild, welches die Fornarina älter dar-
stellt, schon um 1509 gemalt sei.