Volltext: Franz Kugler's Handbuch der Geschichte der Malerei seit Constantin dem Großen (Bd. 2)

184. 
Margarctha. 
S. Michael. 
Johannes d. T. 
237 
indem sie ihn auf den heiligen Vorgang aufmerksam macht. 
So zieht sich durch diese einfach zusammengesetzte Gruppe 
eine fortschreitende Theilnahme hin, die in der freien Offen- 
barung, welche der Cäcilia zu Theil wird, einen bedeutsamen 
Mittelpunkt findet; doch konnte ich in deren, wenngleich 
schönem und edlem Gesicht. nicht jenen Ausdruck höherer 
Heiligung finden, den der Moment wünschen lässt, und 
schwerlich dürfte die, zwar stark getadelte Restauration des 
Bildes sich soweit erstreckt haben, dass ihr dieser Mangel 
zur Last fallen sollte. 
Ich schliesse hier die Betrachtung von ein Paar Altar- 
bildern an, welche die Gestalten einzelner Heiligen darstellen. 
Zunächst zwei Bilder mit der heil. Margaretha als Besie- 5. 
gerin des Drachen. Das eine derselben befindet sich in der 
k. k. Galerie zu Wien. Es stellt die Heilige dar, wie das 
furchtbare Ungethüm sich um sie her windet und sie das 
Crucifix gegen dasselbe erhebt. Das Bild hat in Stellung 
und Geberde etwas, was nicht. undeutlich den Einfluss der 
Darstellungsweise Michelangelds erkennen lässt und ist viel- 
leicht ganz von Giulio Romands Hand.  Das andre belin- 6. 
det sich zu Paris, und soll bereits UYSPYüIlgllCh für König 
Franz I. gearbeitet sein; es gehört in RafaePs spätere Jahre 
(um 1518) und wurde zum grössten Thcil von Giulio R0-_ 
mano ausgeführt. Hier tritt Margaretha auf den Flügel des 
Drachen und hält die Siegespalme in der Rechten; sie trägt. 
(las Gepräge zarter jungfräulicher Unschuld und Anmuth. 
Leider wurde dies Bild bei dem Uebertragen von dem Holz 
auf Leinwand fast gänzlich verdorben. 
Sehr bedeutend ist das Gemälde mit dem heil. Erz- 7. 
Engel Michael im Museum von Paris, welches Rafael im 
Välgfte 1517 ebenfalls für Franz I. gearbeitet hat. Wie ein 
Käm egstrahl. des Himmels schwingt sich der himmlische 
pfr auf Satan nieder, der sich verzweiflungsvoll zu sei- 
nen Fussen Windet. Er ist mit einem Schuppenharnisch an- 
gglmn und trägt eine Lanze in den Händen, indem er mit 
dleser zum tödtlichen Stosse auf den Widersacher ausholt 
D16 grossartige Sßhönheit und ruhige Majestät des geflügel-
	        
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