Volltext: Franz Kugler's Handbuch der Geschichte der Malerei seit Constantin dem Großen (Bd. 2)

184. 
Madonna 
di 
Fuligno; 
Madonna 
del 
pesße. 
233- 
ist, doch ein Gepräge, welches einer nur vorübergehenden 
Entwiekelungsstufe des Künstlers anzugehören scheint; es ist 
etwas von jener ekstatischen Begeisterung darin, die bei an- 
dern Künstlern (z. B. dem Correggio) zu eigenthümlieher" 
Auffassung und Durchbildtuig der Gegenstände hingeführt 
hat, mit der schlichten und ruhigen Grazie RafaePs aber nicht 
in guter Uebereinstimmung steht und im Gegentheil einige 
wirkliche Missstände hervorgebracht zu haben scheint. Vor-- 
nehmlich trifft diese Bemerkung die Figuren des Johannes 
und Franciscus; Johannes blickt. in sonderbar phantastischer 
Bewegung zum Bilde hinaus, die Zeichnung seines Armes 
hat sogar etwas lilanierirtes; Franciscus hat den Ausdruck 
sehwärmerischer Verzückung und sein Gesicht ist auffallend  
schwach in der Malerei (röthliche, gelbliche, grauliche Töne, 
die schwerlich ganz dem etwanigen Restaurator zugeschrieben 
werden dürften). Hieronymus ferner sieht in einer gewissen  
Verdriessliehkeit empor, _in der ich nicht, wie andre gewollt, 
einen besonderen Ausdruck schmerzlicher Ilingebting, viel- 
mehr nur. eine bis zum Manierirten übertriebene Augenbil- 
dung erkennen konnte, die nicht allzuselten dem Blick rafaeli- 
scher Gestalten etwas Scharfes giebt. und die noch in einigen 
seiner Bilder in starkem Maasse wiederkehrt. lilaria endlich 
und das Kind, die sich dem Donator zuwenden, sind in einer, 
wenn auch anmuthigen, doch für die Majestät der Himmels- 
königin vielleicht zu bewegten Stellung gezeichnet; der Aus- 
druck ihres Gesichtes ist ausserordentlieh hold und süss, aber 
auch mehr im Charakter eines irdischen Weibes als eines ver- 
klärten Wesens gehalten. Der Donator dagegen ist äusserst 
trefflich und in treuherziger Wahrheit dargestellt, der Engel-- 
knabe mit der Inschrifttafel von unausspreehlicher Innigkeit 
ufld himmlischer Schönheit, eine der wunderbarsten Gestalten, 
die Rafael geschaffen hat. 
Ungleich ruhiger und grossartiger dem Gesammteindruclte 
nach, obgleich die Erhabenheit heiliger WVesen auf Zarte 
Weise mit der Abgeschlossenheit menschlicher Zustände ver- 
bindend, ist das zweitedieser Bilder, die Ma donna (1612. 
P9568 (mit dem Fische), im Madrider Museum befindlich,
	        
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