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Buch III.
Italien.
XVI. Jahrhundert.
Rafael.
181.
182.
Vater, die Arme erhoben im Schöpfungsakt, umgeben von
Seraphim; ringsherum in acht Feldern die sieben Planeten
als mythologische Halbfiguren, und ein Cherub als Herr des
Fixsternhimmels; Weiter abwärts die Sternbilder des Thicr-
kreises, und darauf sitzend oder gelehnt Engelsgelstzilten von
wunderbarer, einfacher Schönheit, welche wir in der Auffas-
sung etwa mit den Sibyllen in S. M. della Pace vergleichen
möchten. Leider hat das Ganze sehr gelitten.
182. Rafael ist, wie ein jeder Künstler, stets da am
Vollendetsten, wo keine fremdartigen Einflüsse störend auf
ihn leinwwiirkten, wo er frei und unabhängig dem Drange sei-
nes Innern, der Richtung seines Gemüthes gefolgt ist. Sein
Element vor Allem War, ich Wiederhole es, die Grazie, die
Schönheit der äusseren Form, sofern diese der Ausdruck
innerer Sittlichkeit ist. Daher gehören, trotz jener gross-
artigen Aufgaben, womit die Päpste ihn beschäftigten, vor-
nehmlich die Madonnen und heiligen Familien, deren
er eine grosse Menge geschaffen, zu denjenigen Werken,
welche seine Eigenthümlichkeit in klarster Entfaltung zeigen.
Hier konnte jene Grazie sich vollkommen frei und ungehin-
dert aussprechen. Schon seine Jugendwerke, von denen ich
früher gesprochen habe, bewegen sich am liebsten in Dar-
stellungen dieser Art; und wenn diefrühesten Arbeiten ein
eigenthümlich träumerisch sinniges Gepräge, die späteren
eine heitere freie Auffassung des Lebens zeigen, so halten
die hieher gehörigen Werke seiner dritten Periode die glück-
lichste Mitte zwischeuHeiterkeit und Würde, zwischen un-
schuldigem Spiele und tiefsinniger Erschöpfung des Gegen-
standes. Sie bewegen sich in anmuthvollster Freiheit und
doch herrscht stets eine Gemessenheit darin, Welche das zar-
teste Gefühl für die Gesetze der Kunst verräth; sie stellen
das innigste Verhältniss des menschlichen Lebens, darauf
alle Sittlichkeit sich gründet, das Verhältniss der Familie dar,
wund doch weht ein eigenthümlicher Hauch höherer Ileiligung
ed
inc.
del Popolo in Roma, inv. da Rafaele Sanzio,
me 1-, illustr. da_ Ant. Grifi, Roma 1839;
da L. Gru