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Buch
III.
Italien .
Jahrhundert.
Florenz.
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rein und es fehlt ihr die innere Ruhe. Sie sind ferner, na-
mentlich einige Köpfe, von Jungfrauen und Chorknaben,
nicht ohne Anmuth, aber auch hier meist unrein und mit
einem Zuge von Gemeinheit. Durchweg jedoch zeigt sich
eine charaktervolle, zum Theil launige Lebensauffassung;
Filippo malt selbst Schelme und Spitzbuben nach der Natur,
nur freilich nicht überall am rechten Ort. Die Compositionen
im Ganzen zeigen Affekt und eine hastige Leidenschaft.
Bemerkenswerth ist, dass jetzt auch die _Gewandung dem
eonsequenten Realismus gemäss umgebildet wird. Nicht nur
dringt das Zeiteostüm immer weiter in die heiligsten Scenen
hinein, sodass selbst die Engel in bunter florentinischer Tracht
auftreten, sondern auch die Idealgewandung z. B. der Ma-
donna, des Gott-Vaters, etc. wird jetzt realistisch behandelt,
und zwar vor der Hand ohne besonderes Geschick. Man
glaubt. einen schweren Wollenstoft" zu sehen, der sich weder
dem Körper ansehliesst, noch schöne Massen und Falten
bildet. Einzelne Madonnen aus Filippds Schule tragen ge-
radezu florcntinische Modetracht.
3. Sehr verdorben und theilweise übermalt sind F ilippo's
Fresken im Chore des Domes von Spoleto, wo er mit Bei-
hülfe seines Schülers lfra Diamante die Verkündigung, die
Anbetung der Hirten, den Tod und die Krönung der Maria
darstellte. Doch macht die reizende Fülle der Anordnung,
die einfache Schönheit der Figuren, und die kräftige Farben-
behandlung den besten Eindruck. Auch in einigen von Fi-
lippo's Staffeleigemälden tritt jener Zug von Gemeinheit
weniger hervor und macht einer weicheren und liebenswür-
4, digeren Naivetät Platz. Zu den vorzügliehsten dieser Art
gehört ein Gemälde, welches den Tod des heil. Bernhard
darstellt und in dem Querschiff des Pratenser Domes auf-
gestellt ist; hier zeigt sich ein schöner Ausdruck würdiger
Gefühle. Sodann eine Predella, (Altarstaffel, gegenwärtig in
der Wohnung des Kanzlers von Prato), worauf die Anbetung
der Könige, die Darstellung im Tempel und der Kindermord mit
Anmuth und Feinheit gemalt sind. (Das dazu gehörende Altar-
bild, eine Madonna angeblich mit den Zügen der Luerezia Buti,