Volltext: Franz Kugler's Handbuch der Geschichte der Malerei seit Constantin dem Großen (Bd. 2)

212 
Buch 
III. 
Italien. 
XVI. 
Jahrhundert. 
Rafael. 
177. 
wölbten Decke, Welche die eigentlichen und Hauptzierden 
dieses Ortes bilden "und zu denen die eben besprochenen 
Gegenstände gewissermassen nur im Verhältniss eines an- 
muthigen Rahmens und Beiwerkes stehen. Sie stellen, in 
einem ausgedehnten Cyklus, Begebenheiten der heiligen 
Schrift, vornehmlich des alten Testamentes, dar und sind unter 
dem Namen von Rafaehs Bibel bekannt. Eigenhändige 
Ausführung Ra-faePs bemerkt man an diesen Darstellungen 
nur in sehr geringem lWaasse; die Oberaufsicht. bei der Aus- 
führung dieser Gegenstände war dem Giulio Romano zuge- 
fallen und von ihm, wie auch von verschiedenen andern Schü- 
lern RafaePs, wurden dieselben nach des Meisters Zeichnun- 
gen gemalt. Wenn demnach nun freilich diese Darstellungen 
nicht diejenige Vollendung zeigen, welche den eigenhändigen 
Werken RafaePs eigen ist, so gehören gleichwohl die Compo- 
sitionen an sich, der überwiegenden Mehrzahl nach, zu seinen 
glücklichsten und gerade zu denjenigen Erzeugnissen, in wel- 
chen sich die Eigenthümlichkeit seines Talentes aufs Schönste 
entfaltet. Jene patriarchalisehe Einfalt und Schlichtheit. der 
Geschichten des alten Testamentes, welche dem Leben des 
classischen Alterthumes so nahe verwandt ist, bot hier den 
geeignetsten Stoff zur Darstellung eines kindlich heiteren, in 
klaren Grenzen eingeschlossenen Lebens, zur Entwickelung 
eines unbefangenen, durch keine Fessel von Sehnsucht und 
unbefriedigtem Verlangen beunruhigten Ausdruckes, zur Ge-' 
staltung edler, von gleiehmässigen Gefühlen bewegter For- 
men. Wie eine reine, harmonische Musik ziehen diese Ge- 
stalten vor dem Auge des Beschauers vorüber und geben 
seinem Sinn die wohlthuendste Befriedigung, indem sie alle 
weiteren Gedanken verstummen machen. Nur wenige Bilder 
der gesammten Reihenfolge erscheinen als minder bedeutende 
(Jompositionen.  
Die Decke dieser Logenreihe besteht aus 13 kleinen 
Kuppelgewvölben, deren jedes 4, auf lnannigfach verschiedene 
WVeise eingerahmte Gemälde enthält, so dass deren im Gan- 
zen 52 vorhanden sind. Die einzelnen Kuppeln umfassen 
immer eine Folge zusammengehöriger Gegenstände. Wir
	        
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