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Buch III.
Italien.
XVI. Jahrhundert.
Rafael.
3) Der Schwur Leo's III., durch den er sich von
den Verbrechen reinigte, wegen deren ihn seine Gegner vor
Karl dem Grossen angeklagt hatten (sofern er nämlich als
Papst durch kein irdisches Gericht zu belangen War).
4) Die Krönung Karls des Grossen durch Leo III.
(Die weltliche Macht als Ausfluss der geistlichen.) Dies Ge-
mälde enthält eine grosse Fülle der lebensvollsten Por-
traitköpfe, in denen sich des Meisters eigne Hand zu erken-
nen giebt.
Sala
Costantino.
Die Hauptgemälde dieses grossen, mit Hacher Decke ver-
sehenen Saales sind! als aufgehängte Teppiche angeordnet,
zwischen denen die Gestalten heiliger Päpste und allegorische
weibliche Figuren angebracht sind. Sie enthalten Scenen aus
dem Leben des Kaisers Constantin und stellen ihn als den
Kämpfer der Kirche und als den Begründer ihrer weltlichen
Macht dar.
Ausgeführt wurden diese Arbeiten erst nach RafaePs
Tode, nach seinen Zeichnungen und unter Leitung des Giulio
Romano. Rafael soll die Absicht gehabt haben, die Werke
dieses Saales mit Oelfarben auszuführen (wobei er die Ar-
beiten seiner Schüler leichter und besser retouchiren konnte
als bei der Ausführung al fresco), und so sind auch zwei der
hier vorhandenen allegorischen Gestalten, die Justitia und
Comitas, wirklich in Oel gemalt. Diese scheinen noch bei
seinen Lebzeiten als Probe begonnen, und später, vermuthlich
"nach seinen Cartons, ausgeführt worden zu sein; Wenigstens
lassen sie, vornehmlich in den Köpfen, noch den eigenthüm-
liehen Adel RafaePs erkennen. (Zu den andern allegorischen
.und päpstlichen Gestalten scheinen keine Vorbilder des Mei-
sters benutzt worden zu sein.) Später indess wandte man
sich, zur Ausführung der übrigen Gemälde, wieder zu der
für Wandbilder passenderen Frescornalerei zurück.
Das PIauptwerk dieses Saales ist die Schlacht des
Constantin mit dem Maxentius bei der milvischen Brücke