Vatican.
Befreiung Petri.
Attila.
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Mittel verleiten kann, so trat jetzt auch noch ein äusserer
Umstand hinzu, welcher die Sorgfalt, womit Rafael in den
ersten Jahren seines Aufenthaltes zu Rom für die vaticani-
sehen Stanzen arbeiten musste, auf mannigfach andre Gegen-
stände zerstreute. Das Gemälde der Messe von Bolsena war
im Jahre 1512 beendetkworden; 1513 starb Julius II. und
Leo X. trat an dessen Stelle, ein Fürst, dem es bei allem
feingebildeten Geschmack doch mehr um ausgedehnten Glanz
und Pracht, als um energische Durchbildung des Einzelnen
zu thun gewesen zu sein scheint. Aufträge mannigfach ver-
schiedener Art beschäftigten von jetzt ab den jungen Meister;
die Arbeiten in den Stanzen traten nach und nach in den
Hintergrund, Vieles musste den Schülern zur Ausführung
überlassen bleiben, Manches auch wurde gleich von vorn
herein in der Composition mit befremdlicher Nachlässigkeit
behandelt. Doch gehören die ersten drei Bilder, Welche
Rafael unter Leo X. in diesen Gemächern ausführte, noch
unter die bedeutenderen Werke seines Pinsels. Zwei von
diesen füllen die beiden letzten Wände der Stanze des
Heliodor.
3) Die Befreiung Petri aus dem Gefängniss des
Herodes (Fensterbild). Die Darstellung zerfällt in drei Theile,
welche verschiedene Momente der Begebenheit enthalten.
Ueber dem Fenster blickt man, durch ein Gitter, in das
Innere des Gefängnisses, wo der Engel den schlafenden Pe-
trus zwischen den Wächtern erweckt. Zur Rechten des Fen-
sters leitet er ihn durch die auf der Treppe schlafenden
Wächter hinab. In diesen beiden Darstellungen, die durch
schöne Anordnung ausgezeichnet sind, werden die Personen
durch das strahlende Licht, welches von dem Engel ausgeht,
erleuchtet. Zur Linken des Fensters erwachen die Wächter;
Mond- und Fackellicht erhellt diese Gruppe. Das ganze Bild
ist seines kunstreichen Lichtetfektes wegen berühmt. Es ent-
hält, wie man vermuthet, eine Anspielung auf die Gefangen-
schaft Leoiß X, aus der er gerade ein Jahr vor seiner Er-
hebung zum Pontiticat befreit worden war.
4) Attila, an der Spitze seines Heeres, welcher durch