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Buch III.
Italien.
XVI. Jahrhundert.
Rafael.
176.
heissungen des Herrn an die Patriarchen (ohne Zweifel als
Anspielungen auf die Macht der Kirche analog jener
ältest christlichen Symbolik, S. 11 u. f) enthalten sind.
1) Gott, welcher dem Abraham eine zahlreiche Nachkom-
menschaft verheisst (oder n. A. Noah mit seiner Familie
vor Jehovah).
2) Isaaks Opfer.
3) Jacob, der im Traume die Himmelsleiter sieht.
4) Moses vor Gott im feurigen Busche.
Dies sind einfach grossartige Compositionen, deren Wir-
kung indess leider sehr beeinträchtigt ist, indem die Farben,
vermuthlich durch eingedrungene Nässe, sehr gelitten haben.
Die Gegenstände der vier grossen Wandgemälde be-
ziehen sich auf den göttlichen Beistand der Kirche, durch
Beschützung gegen ihre Feinde und wunderbare Bestätigung
ihrer Lehre, und zwar mit specieller Rücksicht und An-
spielung auf die kirchlich-politischen Verhältnisse zur Zeit
ihrer Entstehung.
1) Die Vertreibung Heliodors aus dem Tem-
pel zu Jerusalem, als dieser, der Kämmerer des syri-
schen Königs Seleukus, auf dessen Befehl die Schätze des
Tempels plündern wollte (Zweites Buch der Maccabäer, e. 3).
Diese Darstellung deutet auf die unter Julius II. erfolgte Be-
freiung der Provinzen des Kirchenstaats von den Feinden
des apostolischen Stuhles und auf seine Erhaltung der Güter
der Kirche; im Weitern Sinne ist sie ein Symbol des gött-
lichen Schutzes über den äussern Verhältnissen der Kirche.
Man blickt das Schiff des Tempels hinab; im Hinter-
grunde der Altar, vor welchem der Hohepriester betend liegt,
die Gefahr von dem Tempel abzuwenden; mannigfaches Volk
um ihn her; leichte Jünglinge klettern auf das Piedestal einer
Säule, um dem Gebete frei zuschauen zu können. Im Vor-
dergrund, zur Rechten des Beschauers, Heliodor mit seinen
Knechten, welche die Schätze fortzuschleppen im Begriff
waren. Heliodor liegt niedergestürzt unter den Hufen des
Pferdes, auf welchem jener goldgeharnischte Reiter sitzt; die
zween Jünglinge .mit Ruthen, im Begriff auf die Tempel-