Volltext: Franz Kugler's Handbuch der Geschichte der Malerei seit Constantin dem Großen (Bd. 2)

Vatican. 
Stanza 
d'E1iodoro. 
201 
Der Vorgang verliert für unser unmittelbares Gefühl jene 
höhere Bedeutung und der prosaische -Verstand muss das 
Geschäft der Erklärung übernehmen. Die Kunst des Mei- 
sters zeigt sich hier nicht in poetischer Tota-lwirkung, son- 
dern einseitiger in jener grossartigen räumlichen Anordnung 
und in der unübertreiilichen Schönheit der einzelnen Gruppen 
und Gestalten, welche an sich freilich dem Auge des Be- 
schauers schon ein unaussprechliches Vergnügen gewähren, 
Man sagt, Rafael sei hier durch die unkünstlerische Aufgabe 
beschränkt gewesen. Aber wir haben bereits früher, unter den 
Malereien der spanischen Kapelle zu Florenz (Bd. L, S. 353) 
eine Aufgabe sehr verwandten Inhalts kennen gelernt, welche 
dort, bei aller Mangelhaftigkeit und Befangenheit der äusserenv 
Darstellungsmittel, doch ungleich unmittelbarer und ergreifen- 
der auf den Sinn und das Gemüth des Beschauers wirkt,  
soweit wenigstens eine Allegorie wirken kann. 
Bei der Darstellung der Jurisprudenz scheint die un- 
günstige Stellung des Fensters, welche an der einen Seite nur 
einen beträchtlich schmalen Raum gestattete, die Trennung 
der Wand in drei einzelne Bilder verursacht zu haben. In 
Folge dieser äusserliehen Umstände dürfte der Meister hier" 
bei dem oberen Bilde zu der allegorischen Darstellungsweise,- 
welche es erlaubt, in wenigen Figuren mehrere Begriffe aus- 
zudrücken, zurückgekehrt sein.  
Stanza 
'E1i0d0r0. 
 Die Arbeiten in diesem, nach seinem Hauptbilde benann- 
ten Zimmer scheinen unmittelbar (vom Jahre 1512 an) auf 
die des vorigen gefolgt zu sein. Die vier Abtheilungen der 
Decke entsprechen den Dreieckfeldern des Kreuzgewölbes 
und werden durch scheinbare Tapeten gebildet. Sie stellen 
Gegenstände des alten Testamentes dar, in denen die Ver- 
sen die mannigfach verkehrten Interpretationen der Darstellung auf 
Kupfersüchen 111161 in Beschreibungen, welche, schon unmittelbar nach 
RafaßYS T068, christliche Bezüge darin zu erkennen glaubten. S. die 
Beschreibung der Stadt Rom, Bd. IL, Buch 1., S. 336 Anm.
	        
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