176.
Vatican.
Die
Jurisprudenz.
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Rechtes, und zwar in ihrer Unterscheidung als geistliches
und weltliches Recht, dargestellt. Auf der breiteren Seite
(unterhalb der Gestalt der Mässigung) sieht man Gregor XI.
auf päpstlichem Throne, der einem Consistorial-Advokaten
die Dekretalen übergiebt. DerPapst trägt die Züge J ulius II.,
und die ihn umgebenden Personen enthalten ebenfalls Por-
traits des damaligen päpstlichen Hofes. Es sind Alles höchst
ausgezeichnete, leben- und charaktervolle Köpfe. Auf der
schmaleren Seite (unter der Bligur der Stärke) ist Kaiser
Justinian dargestellt, indem er dem Tribonian das römische
Gesetzbuch übergiebt. Das Bild ist minder bedeutend.
Der Gesammt-Cyclus dieser Darstellungen gehört also
wesentlich dem Bereiche des Gedankens an; dem Künstler
war die Aufgabe zu Theil geworden, eine Reihe mehr oder
minder abstracter Begriffe bildlich zu fassen, das an sich Un-
sinnliche in körperlicher lGestaltung zu vergegenwärtigen.
Schon früher, zu den Zeiten Giotto's und seiner Nachfolger,
Waren ähnliche Bestrebungen in der Kunst hervorgetreten;
überblicken wir nun noch einmal die Mittel, welche ein
Künstler auf dem Gipfel der Kunst zur Ausführung dieses
schwierigen Vorhabens angewandt hat, und dies Erfolge, zu
denen er gelangt ist.
Ein sehr glückliches Motiv erblicken wir zunächst, bei
den drei ersten Wandbildern in jener feierlichen Vereinigung
von Männern, welche in dieser oder jener der dargestellten
Geistesthätigkeiten als die bedeutendsten gelten und welche
(ähnlich wie in Petrarcafs „Triumphen") ohne Rücksicht auf
die Zeitalter, in denen sie gelebt, nur in Rücksicht auf ihre
geistige Verwandtschaft, auf ihr gemeinsames Wirken für
einen höheren Zweck, zu einander geordnet sind, und die
81911 Somit wieder leicht in einzelne Gruppen je nach ihrer
mehr oder minder durchgreifenden Wirksamkeit sondern
hessen- Doch war es nöthig, ihrer Thätigkeit den einen
nöthigen Mittelpunkt, das Bezeichnende ihres Zweckes, bei-
zufügen.
Bei dem Wandbilde der Theologie ist dieser Mittelpunkt
eigentlich der Altar mit dem Sacrament, als dem, nach dem