Volltext: Franz Kugler's Handbuch der Geschichte der Malerei seit Constantin dem Großen (Bd. 2)

196 
Buch III. 
Italien. 
XVI. 
Jahrhundert. 
Rafael. 
176. 
angemessen und aus diesem Grunde mit Absicht von dem 
Künstler beibehalten scheint. 
2) Die Poesie (Fensterwand). Zuoberst Apollo mit 
den Musen, unter Lorbeerbäumen auf den Höhen des Par- 
nasses. Dichter des Alterthums und des neueren Italiens 
sohliessen sich ihnen zu beiden Seiten an; unter diesen H0- 
mer, der begeistert Verse spricht, welche ein Jüngling eifrig 
nachschreibt. Hinter Homer bemerkt man Virgil und Dante. 
Nach unten, zu den Seiten des Fensters, bilden sich zwei ge- 
sonderte Gruppen. Auf der einen Seite Petrarca, Sappho, 
Corinna und Andre in heiterem Gespräche; auf der andern 
Pindar, bejahrt, mit Begeisterung sprechend, Horaz und noch 
ein Dichter, die ihm mit verehrender Bewunderung zuhören. 
Diese unteren Gruppen scheinen demnach die lyrische Poesie 
(in ihren verschiedenen Richtungen) zu repräsentiren, während 
oben die Dichter des Epos bemerklich werden.  Das Bild 
ist vortrefflich geordnet: die einzelnen Gruppen, in welche 
dasselbe sich auflöst und die im wohlgefühltesten Ebenmaasse 
zu einander stehen, schlingen sich leicht und ohne allen" 
Zwang zum Ganzen zusammen. Es trägt einen sehr heiteren, 
amnuthigen, dem poetischen Leben in Italien zur Zeit des 
Künstlers entsprechenden Charakter und enthält eine Menge 
zarter und edler Motive. Doch ist im Einzelnen auch minder 
Bedeutendes vorhanden, wie namentlich der Gott in der 
Mitte des Bildes nicht gar schön ist 3); auch die beiden ihm 
zunächst sitzenden Musen sind vielleicht in zu absichtlicher 
Symmetrie gehalten. Dem Style nach bildet dieses WVerk 
den Uebergang zu den sogenannt grossartigeren Compositionen 
des Meisters, als deren erste das folgende Wandgemälde be- 
trachtet wird. 
 Die Philosophie, unter dem Namen "der Schule 
,V()11 Athen" bekannt. Das Gemälde stellt eine gmsse Halle 
in! dem edlen Style des Bramante dar, und in derselben meh- 
rere Lehrer der philosophischen Wissenschaften mit ihren 
ß) Was 131-, nebst seiner Geige (statt der vom Künstler gewollten 
Lyra) wahrscheinlich äussern persönlichen Einflüssen zu danken hat.
	        
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