16
Buch
III.
Italien.
J ahrh.
Florenz.
131.
132.
ein ähnliches Studium der Form und Modellirung, wie jene
Wandgemälde zeigen; ein trefilicher Kopf eines Greises (viel-
leicht von S. Botticelli) befindet sich unter seinem Namen in
der Galerie der Üffizien zu Florenz. Ein angebliches Selbst-
portrait in derselben Galerie gleicht einer Arbeit des Filip-
10. pino Lippi. Ebendort, in der Sammlung der Akademie, Schreibt
man ihm ein ausgezeichnet schönes, strenges und würdiges
Gemälde zu, welches sich früher in S. Ambrogio befand. Es
ist eine Madonna mit dem Kinde, vor der heil. Anna, eine
Stufe tiefer und in deren Schoosse sitzend; die schönste Auf-
fassung dieses Gegenstandes, die auch später von ITra Barto-
lommeo aufgenommen wurde.
11. Zwei kleine Bilder in der Liverpool-Institution, die Marter
S. Sebastians und die Versuchung des heil. Antonius, dort
dem Andrea del Oastagno zugeschrieben, scheinen ebenfalls
dem Masaceio anzugehören; dessgleichen ein einfach gross-
artiger Jünglingskopf, bei Young Ottley in Londonif).
1. s. 132. Ob Masaccio Schüler gebildet, ist nicht bekannt;
der Karmelitermönch Fra Filippo Lippi, (geb. um das
Jahr 1412, gest. 1469) der als ein solcher genannt wird, hat
sich, wie es scheint, wohl nur an Masacciois Werken gebildet,
welche die Kirche seines Ordens zu Florenz schmückten.
Aber der hohe Ernst, mit welchem Masaccio die Erscheinungen
odes Lebens auffasste, macht in Fra Filippds WVerken schon
entschieden einer sinnlichen Lust und einem Wohlbehagen
an gemeiner Weltlichkeit Platz. Zunächst spricht sich diese
seine Richtung in den äusseren Zuständen seines Lebens aus,
über welches "wir genauere (wenn auch etwas novcllistische)
Nachricht besitzen; im Leben und Wirken ist er das voll-
kommenste Widerspiel seines Zeit- und Standesgenossen
Fiesole. Als Kind war er dem Orden einverleibt worden,
aber es trieb ihn in die Welt hinaus; im siebzehnten Jahre
verliess er das Kloster. Als er sich mit einigen Freunden an
einer Uferfahrt auf der See ergötzte, wurden sie plötzlich von
ü) Waagen,
391.
Kunstw. und
Künstl.
England ,
in
und
397a