Volltext: Franz Kugler's Handbuch der Geschichte der Malerei seit Constantin dem Großen (Bd. 2)

Vatican. 
und 
Dispute, 
Parnass. 
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der Mitte der Erlöser mit ausgebreiteten Armen, auf Wolken 
thronend; zu seiner Rechten Maria, süss und hold, sich mit 
inniger Verehrung vor dem göttlichen Sohne neigend, zur 
Linken Johannes der Täufer. Ueber dem Erlöser erscheint 
die halbe Gestalt des Gott-Vater, unter ihm schwebt die 
Taube des heiligen Geistes. Diese GTUPPG umgeben, im 
Halbkreis auf Wolken sitzend, die Erzväter, Apostel und 
Heilige, höchst erhabene und würdevolle Gestalten, in edelster 
Feier und Gemessenheit der Bewegungen. Ueber ihrer Reihe 
schweben auf jeder Seite drei höchst reizvolle Jünglingsengel; 
unter ihnen, fast. wie die Träger des Vvolkensitzes, eine 
Menge von Engelköpfen, und vier zarte Engelknaben mit 
den Büchern der Evangelien zu den Seiten der Taube.  
In der unteren Hälfte des Bildes erblickt man eine Versamm- 
lung der berühmtesten Theologen der Kirche. In ihrer Mitte, 
auf Stufen erhöht, ein Altar mit der Monstranz (als mystische 
Bezeichnung der körperlichen Gegenwart des Erlösers auf 
Erden). Dem Altare zunächst, zu beiden Seiten, sitzen die 
vier lateinischen Kirchenvater; neben und hinter ihnen stehen 
verschiedene andere der berühmtesten Lehrer der Kirche. 
Zu äusserst sind auf beiden Seiten Gruppen verschiedener 
Jünglinge und Männer dargestellt, welche sich zur Offen- 
barung des göttlichen Geheimnisses herzudrängen, theils in 
begeisterter Eingebung, theils noch zweifelnd und, wie es 
scheint, disputirend, theils auch als Sektirer.  Ueberall sind 
hier die Gestalten, vornehmlich was den Ausdruck der Köpfe 
anbetrifft, zur ergreifendsten, charaktervollsten Individualität 
ausgebildet, mit der liebevollsten Durchdringung des Einzel- 
nen belebt. Diese sorgfältige, "selbst noch fast an das Müh- 
sflmß grenzende Behandlung des Einzelnen ist es vornehm- 
hch, was auch dies Werk noch als ein früheres charakterisirt, 
während bei den folgenden mehr und mehr die Rücksicht auf 
dle Gesammtwirkung hervortritt. Das Feierliche und Strenge 
im Obem Theile des Gemäldes, ebenso auch die Goldlichter 
und dergl- ist minder (wie man gewollt hat) als eine unbe- 
wusste Nachwirkung der älteren Kunstweise zu betrachten, 
als 88 Vielmehr der mystischen Bedeutung desselben überhaupt 
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